Worb - Wo Super Mario auf Retro-Fans trifft

Beim Betreten des Ladens im ersten Stock der Wäbi fallen zuerst eine lebensgrosse Game-Figur und zwei künstliche Palmen ins Auge. Zusammen mit einem grossformatigen Super Mario-Plakat rahmen sie die Sitzecke ein, die sich im hinteren Bereich des Raumes befindet und neben originalen Nintendo-Heftli aus den 90ern auch verschiedene Möglichkeiten zum Gamen bietet. «Es soll ein Ort zum Verweilen sein», sagt Inhaber Tobias Grolimund (35). Mit einem Lächeln gesteht er, dass er dabei auch an die Frauen gedacht hat, die ihre Partner beim Einkauf begleiten. Analog den Kleiderläden – nur eben meist andersrum.

Vom Fasnachtskostüm zum Ladenlokal

Grolimund betreibt seit rund zwei Jahren einen Online-Shop mit vorwiegend kultigen aber auch aktuellen Videospielen, Konsolen und Figuren. Anfang Juni hat er als Ergänzung dazu den Retro Game Shop eröffnet. «Es war mein Bubentraum, mal einen eigenen Laden zu haben», sagt er. Aufgewachsen in Biglen, lebt er mittlerweile mit seiner Frau in Richigen. Auf der Suche nach einem Fasnachtskostüm sei er im Frühling traditionsgemäss in die Wäbi gekommen. «Das isch dä Ruum woni mues ha», habe er sofort gedacht, als er sich kurz danach vom Hauswart einige der freistehenden Räumlichkeiten zeigen liess.

Geringe Konkurrenz als Vorteil

Geöffnet ist der Shop lediglich rund drei Mal pro Monat. «Für mich ist es eher ein Hobby. Es hauptberuflich zu betreiben wäre schwierig», erklärt Grolimund. So arbeitet der gelernte Schreiner denn zudem beim Kanton Bern im Aussendienst. Mit den ersten sechs Monaten ist er jedoch mehr als zufrieden. «Es ist sehr gut gelaufen», freut er sich. «Ich profitiere davon, dass ich bereits eine Stammkundschaft habe und nicht auf Laufkundschaft angewiesen bin.» Die Lage etwas weg vom Zentrum sei deshalb kein Thema. Insbesondere, da es in Schweiz mit lediglich einem weiteren Shop kaum Konkurrenz gebe.

Die Fans von Gameboy, Super Nintendo & Co. seien durchschnittlich zwischen 25 und 40 Jahre alt. «Eine kaufkräftige Zielgruppe», wie Grolimund ergänzt, während er die Erstausgabe eines Games aus dem Regal zieht. Dank Originalverpackung und Anleitung sehr gefragt. «Sammler kaufen diese, um sie in einer Vitrine auszustellen. Oft spielen sie diese gar nicht.»

Tetris ist Trumpf

Auch der 35-Jährige selbst gamet nicht mehr so oft. «Mittlerweile spielt meine Frau Miriam fast mehr.» So könne es durchaus vorkommen, dass sie länger auf der Toilette verweile, um Tetris zu spielen, verrät Grolimund mit einem Schmunzeln. Dasselbe bei Gästen. «Das Tolle an diesen Spielen ist aber ja auch, dass man sie rasch durchgespielt hat. Nicht wie bei den heutigen Games, wo dies bis zu 100 Stunden dauern kann.»

«Es macht Spass und ist Nostalgie», fasst er seine Faszination für die Retro Games zusammen. Angefangen hat diese bei ihm bereits in der Kindheit. «Ich bin Sammler und Spieler der ersten Stunde. Wäre es nach mir gegangen, hätte ich damals rund um die Uhr gespielt», sagt er lachend. So habe er denn auch während der Schreinerlehre den Lohn meist in Videospiele investiert und im Ausland jeweils die Game Shops abgeklappert.

Zu früh für eine Prognose

Was die Zukunftspläne für den eigenen Shop betrifft, möchte sich der Geschäftsinhaber so kurz nach dem Start noch nicht festlegen. «Ich bin mir bewusst, dass ich aktuell noch vom Eröffnungsbonus profitiere. Zudem gibt es im Moment einen Boom um Retro-Sachen», sagt er. Eine längerfristige Prognose wäre deshalb zu gewagt. «Drei Jahre mache ich aber sicher.»

Sicher ist auch, dass Grolimund demnächst wieder mal länger einen Controller in die Hand nehmen wird. Am Spielabend, den er regelmässig mit seinen Kumpels durchführt.

[i] Der Retro Game Shop ist rund drei Mal pro Monat geöffnet, im Dezember am Samstag, 15. von 10-16 Uhr sowie am Freitag, 28. von 10-18 Uhr (inkl. Event). Die Daten werden jeweils auf www.retrogameworld.ch publiziert.