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Retro Game World: In diesem Laden ist die Zeit stehen geblieben

Tobias Grolimund betreibt in Deisswil einen Laden, der einen in die 90er Jahre zurückkatapultiert. Sein Laden ist eine Mischung aus Spielsalon und Game-Börse. Es geht um Games von Donkey Kong über Tetris bis Super Mario.

Tobias Grolimund in seiner Retro Game World in Deisswil. (Foto: Rolf Blaser)
Games von Batman bis Pacman. (Foto: Rolf Blaser)
Wer nicht game will, kann sich eine Figur kaufen. (Foto: Rolf Blaser)
Wer holt das High Score in der Sega-Rally? (Foto: Rolf Blaser)
Games für den Gamboy. (Foto: Rolf Blaser)
Tobias Grolimund hält den Original Donkey Kong in den Händen. (Foto: Rolf Blaser)
Space Invaders oder Pacman, gamen wie früher im Spielsalon. (Foto: Rolf Blaser)

Zur Begrüssung hält mir Tobias Grolimund ein Donkey Kong-Spiel hin. Ich muss lachen, Donkey Kong ist das erste Spiel, an das ich mich erinnern kann. Es erschien 1982, damals besass ein Schulkollege von mir einen aufklappbaren Donkey Kong-Gamer. In den Pausen spielten wir jeweils, versuchten den Fässern auszuweichen und neue High-Scores aufzustellen.

 

Donkey Kong für 300 Franken

Denselben orangen Donkey Kong gibt’s auch bei Tobias Grolimund in seiner Retro Game World. Das Gerät biept, das Männlein hüpft, beim Spielen fühle ich mich in die Schulzeit zurückversetzt. Ein Hauch von Nostalgie umweht dieses kleine Gerät. «Heute kostet so ein Donkey Kong je nach Zustand zwischen 80 und 150 Franken. Wenn sogar noch die Originalverpackung vorliegt, zahlen Sammler bis zu 300 Franken», sagt Grolimund.  

 

Mit Tetris fing es an

Tobias (40) ist in Biglen aufgewachsen, heute wohnt er mit seiner Frau in Richigen. Er arbeitet beim Kanton und betreibt seine Retro Game World als Hobby. Seinen ersten Gameboy erhielt er als Siebenjähriger. «Ich spiele heute noch damit. Wir haben den Tetris-Gameboy zuhause auf dem WC.» Tetris kann dadurch eine Sitzung verlängern oder verkürzen. Für Nicht-Gamer, Tetris ist ein Spiel. Spielt man es lange, kann es passieren, dass man sich dabei ertappt, wie man im Geiste Winkel, Vierecke und andere Figuren zusammenschiebt.

 

Wenn die Kioskfrau winkt

Grolimund sieht sich heute eher als Händler denn als Gamer. In seiner Kindheit sei er regelrecht in diese Game-Welt eingetaucht. Nintendo, von dem auch Donkey Kong stammt, habe damals viel Werbung im Fernsehen geschaltet. Die Games wurden moderner, die Grafik besser. «Es gab noch kein Internet, ich holte mir die News aus Gamer-Zeitschriften, die ich am Kiosk in Biglen kaufte. Die Kioskfrau sah mich schon von weitem kommen. Wenn sie das neue Heftli bereits hatte, zeigte sie mir den Daumen nach oben.»

 

Ein Super Nintendo-Spiel kostete Anfang der 90er Jahre zwischen 100 und 130 Franken. Es war eine andere Zeit, «nicht so schnelllebig wie heute», so Grolimund, «manchmal sparte ich ein Jahr, um ein Spiel zu kaufen.» Im Freundeskreis sprachen sie sich ab, wer welches Spiel kaufte, damit sie später die Spiele untereinander austauschen konnten.

 

Nintendo, Playstation und Xbox

«Mein Favorit waren die Super Mario Games, das ist bis heute so geblieben. Später kamen Action Adventure Spiele wie Zelda dazu.» Tobias kämpfte gegen Ritter, musste Rätsel lösen und sich durch fremde Welten schlagen. Das faszinierte den jungen Tobias. Nach dem Gameboy kamen die Konsolen, die am Fernseher angeschlossen wurden. Zu viert sassen sie zuhause und spielten gegen- und miteinander. Nach Nintendo erschienen die Playstation von Sony und später die Xbox von Microsoft in den Läden. Eine Milliardenindustrie war geboren.

 

Andere schauen einen Film

Wer noch nie auf einer Playstation oder mit einem Gameboy gespielt hat, fragt sich vielleicht, warum man mit solchen Geräten seine Zeit verbringt. «Mich fasziniert, dass man in eine andere Welt abtauchen kann. In dieser Fantasy Welt kann ich sehr gut vom Alltag abschalten.» Die Gefahr, dass man sich verliert und während Stunden spielt, ist laut Grolimund bei den heutigen Spielen eher vorhanden als früher. «Bei den Spielen damals, war man nach drei bis vier Stunden durch und begann wieder von vorne.» Als Schüler durfte er täglich nur eine Stunde spielen, dies erst, nachdem die Aufgaben erledigt waren.

 

Ein Bubentraum

Mit seinem Retro Game Laden in Deisswil habe er sich einen Bubentraum erfüllt. Früher ging er mit Klassenkameraden nach Bern, in Altstadtkellern gab es damals Läden, welche die neuesten Games anboten. Dort verbrachten die Jungs Stunden, diskutierten, konnten Spiele ausprobieren und kaufen. «Das war ein Zauber für mich», sagt Grolimund heute. Als im Internet Verkaufsplattformen entstanden, begann er Games auf Ricardo zu verkaufen. Er merkte, dass eine Nachfrage besteht. Vor sechs Jahren eröffnete Tobias seinen ersten Laden in der Wäbi in Worb. Bald wurde es dort zu klein und er zog in den Bernapark.

 

«Der Laden läuft sehr gut. Ich kann die Miete bezahlen, davon leben wäre theoretisch möglich, aber das will ich nicht.» Würde er nur noch diesen Laden betreiben, ginge seine Leidenschaft verloren, weshalb es ein Hobby bleiben soll. Heute wird die Hälfte der Spiele, die neu erscheinen, nur online vertrieben, Tendenz steigend. Grolimund ist überzeugt: «Viele in meinem Alter mögen es, ein physisches Produkt in der Hand zu halten.» Das mag mit ein Grund sein, warum sein Laden beliebt ist.

 

Nostalgie pur

Die jüngere Generation besuche den Laden, um zu sehen, wie die Spiele, die sie heute spielen, früher ausgesehen haben. Die ältere Generation kommt, um in die Nostalgie zu tauchen. Ob dies nun ein Pac-Man-Spiel ist, welches auf einer alten Konsole gespielt werden kann oder eine Rallyfahrt im 90er-Jahre-Spielautomat. «Man kann kommen, spielen und ohne sich zu schämen wieder gehen», so Tobias Grolimund.

 

[i] Retro Game World, Bernstrasse 9, Stettlen. Der Laden befindet sich zwischen Ziegelhüsi und Parkplatz, ist meistens am ersten und letzten Samstag des Monats geöffnet. Die Öffnungszeiten werden monatlich publiziert.


Autor:in
Rolf Blaser, rolf.blaser@bern-ost.ch
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Erstellt: 19.02.2024
Geändert: 19.02.2024
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