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Richigen: Aus für das Rössli

Der telefonische Bescheid des Konkursamts war kurz und schmerzhaft: Bis am Sonntag darf Rössli-Wirt Malaichchelvan Arunasalam, von allen Oski genannt, das Restaurant geöffnet haben. Danach ist Schluss. Und Arunasalam steht vor der Frage, wie es mit ihm und seiner Familie weitergeht.

Wirt Malaichchelvan Arunasalam, bekannt als Oski, hat fast neun Jahre im Rössli Richigen gewirtet. (Foto: cw)

Morgen Samstag ist der letzte Tag, an dem Wirt Oski im Rössli Richigen seine Gäste bewirtet. Danach ist Schluss und das Rössli geschlossen: Nach fast neun Jahren muss Rössli-Wirt Malaichchelvan Arunasalam auf Arbeitssuche.

 

Am Ende ging’s schnell

Das kam nicht überraschend, aber doch am Ende überraschend schnell: Schon länger kämpft das Rössli ums Überleben. Auch ein Mitwirkungsanlass im Juni mit dem Ziel, das Rössli wieder zum Laufen zu bringen, würde höchstens langfristig helfen: Schon damals sagte Arunasalam, ihm laufe vor allem die Zeit davon.

 

Letzte Woche dann die Vollbremsung für das Rössli und seinen Wirt Oski: «Es reichte nicht mehr, um die Rechnungen zu bezahlen», sagt er. «Ich folgte deshalb dem Rat meines Treuhänders und meldete Konkurs an.»

 

Am Montag muss er raus

Das Telefon des Konkursamts kam nur eine Woche später: Bis am Sonntag dürfe er offiziell noch geöffnet haben, hiess es, am Montag muss er das Restaurant räumen. «Aber am Sonntag muss ich aufräumen», erklärt Oski. Er müsse alles in Ordnung bringen und schauen, was er mit den Lebensmitteln macht, die er noch vorrätig hat.

 

Er klingt erstaunlich gefasst, als er über das Ende des Rössli spricht. «Unvorbereitet ist es nicht», sagt er. Seit der Pandemie lief es nicht mehr rund für ihn, zu oft habe er zugeschaut, wie Pizzakuriere vor dem Restaurant vorbeifahren, während seine Tische leer blieben und er auf seinen fertiggekochten Gerichten sitzenblieb.

 

Zu wenig Gäste und zu hohe Personalkosten

Am Ende seien es auch die hohen Strompreise und die Personalkosten gewesen, die ihm den Rest gaben: «Ob ich einen Gast habe oder zwanzig – ich benötige jemanden für den Service», erklärt er. «Ich kann nicht gleichzeitig kochen und servieren.» Er habe es zwar in der Not auch schon probiert, aber das sei nicht möglich. Seit vier Jahren zu wenig Gäste, zu hohe Personalkosten und immer weniger Geld, obwohl er oft an sieben Tagen die Woche gearbeitet habe – das konnte nicht so weitergehen.

 

Schon nächste Woche will sich Malaichchelvan Arunasalam Arbeit suchen: «Ich muss auch als Familienvater meine Rechnungen bezahlen können.» Ob er mit seiner Familie in der Wirtewohnung bleiben kann, weiss er noch nicht: Das müsse das Konkursamt noch endgültig klären, sagt er. Den Brief mit den Detailentscheiden erwartet er nächste Woche.

 

Arbeitslos und erst noch obdachlos?

Da die Mietverträge für Wohnung und Gaststube gekoppelt laufen, habe ihm die Verwaltung aber bereits erklärt, er müsse beides gleichzeitig verlassen. «Wenn ich also Pech habe, bin ich ab Montag gleichzeitig arbeitslos und obdachlos», sagt er nüchtern.

 

Weil dieser Tage alles Schlag auf Schlag ging, hatte er noch nicht die Zeit, um zwischen Hoffen, Bangen und Aufgeben die Zukunft konkret zu planen. Er nehme jetzt Schritt um Schritt: «Zuerst werde ich meine letzten Gäste bewirten. Dann räumen. Dann kann ich weiterschauen.»


Autor:in
Claudia Weiss, claudia.weiss@bern-ost.ch
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Erstellt: 18.10.2024
Geändert: 18.10.2024
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