Ritas Schirmwelt: Pop up – und schon wieder Pop off

Rita Brodmann hat offenbar Energie für zwei: Im Mai eröffnete sie innerhalb von drei Wochen an der Bahnhofstrasse 16 in Worb einen Pop-Up-Store von Ritas Schirmwelt und Papeterie Brodmann. Blitzschnell verwandelte sie das eher düstere Innere in farbige Räume. Jetzt wird sie diese ebenso blitzschnell wieder ausräumen: «Es rentiert nicht, wir packen zusammen.» Ende Jahr steht das ehemalige Haushaltgeschäft Rüfenacht wieder leer.

Zu wenig verkauft...

Das ging schnell. Rita Brodmann nickt: «Schon im Sommer habe ich festgestellt, dass das Geschäft in Worb schleppend läuft.» Trotz viel Regenwetter verkauften sich auch die vielen farbenfrohen Schirme zu wenig. Und auch der Schulsackverkauf zum Schulbeginn lief nicht wie erhofft.

...und Personalveränderungen

Gegen Herbst zu kündigten sich dann noch personelle Veränderungen an: «Zwei Mitarbeiterinnen sind schwanger und werden nicht mehr Vollzeit weiterarbeiten, eine andere hört ganz auf», sagt sie. Ein bisschen Hoffnung hatte sie zunächst noch in das Vorweihnachtsgeschäft gesetzt.

«Hoffnung ist keine Strategie»

«Ich dachte, ich lasse mir ein wenig Zeit», erzählt Rita Brodmann. Dann aber sei sie 14 Tage lang schlecht gelaunt gewesen. Bis ihr plötzlich klar wurde: «Hoffnung ist keine Strategie – ich muss entscheiden.» Und sie entschloss sich, das Pop-Up wieder abzubrechen. «Der Moment des Loslassens war schon hart», gibt sie zu. Seit die Ungewissheit vorbei sei, gehe es ihr aber wieder gut.

«Ich habe es wenigstens probiert»

Ob sie enttäuscht ist? Sie schüttelt den Kopf mit den pinkfarbenen Locken und wirkt gelassen, als sie nach kurzem Überlegen sagt: «Nein, enttäuscht nicht, ich wusste ja, dass mein Worber Geschäft eine Geschichte auf Zeit ist.» Dann lacht sie fröhlich und ergänzt optimistisch: «Nein, ich habe es doch wenigstens probiert, sonst wüsste ich ja gar nicht, wie das geht.»

Nicht Abschluss, sondern Rückkehr...

Ausserdem ist es für Rita Brodmann nicht wirklich ein Abschluss, sondern eine Rückkehr: Sie wolle künftig ihre Energie wieder voll auf ihren Laden in Burgdorf konzentrieren, sagt sie. «Das kommt diesem sehr zugute, ich habe mich schon ein wenig verzettelt zwischen den beiden Standorten.»

... in ihr ehemaliges Burgdorfer Theater

In den kommenden Wochen wird Rita Brodmann laufend Artikel von Worb in ihr Burgdorfer Geschäft zügeln, das sie 2008 im alten Kino-Theater Palace eingerichtet hatte. Und vor allem: Sie habe eine super Zeit gehabt mit den Leuten in Worb, die sie nicht missen möchte. Vielleicht hätte sie es gerne noch ein bisschen länger versucht, «aber es stimmt jetzt so». Das teilt sie dieser Tage ihrer Kundschaft mit. «Viele reagieren sehr enttäuscht, und es tut mir leid, all die Kund:innen zurückzulassen.»

Heinz Rüfenachts Geist

Auch was mit der «Rüfenacht-Stube» passiert, die sie zu Ehren des ehemaligen Besitzers Heinz Rüfenacht im Untergeschoss eingerichtet hat, ist unklar. «Sein Geist ist immer noch gut spürbar und verbreitet gute Schwingungen», hatte sie beim Einzug gesagt. Bleibt zu hoffen, dass sie diese Schwingungen auch nach ihrem Auszug im Gebäude zurücklässt – und noch ein paar ihrer energischen Schwinungen dazu.

Und was wird aus dem Rüfenacht-Haus?

Ende Dezember schliesst sie die Türen zum Laden in Worb. Was mit dem Lokal passiert, steht noch in den Sternen. Klar ist momentan, dass Rita Brodmann und ihr Team für die Aufräum- und die Putzarbeiten noch bis Ende Februar Zeit bleiben – so lange läuft der Mietvertrag. Dafür hat sie auch keinen Zeitdruck, um ihre Ware nach Burgdorf zu zügeln oder wieder von den Lieferanten abholen zu lassen.

Alles geräumt...

Ausserdem hat die umtriebige Geschäftsfrau schon zugesichert, dass sie den Estrich ausräumen werde, in dem noch viel Material vom ehemaligen Geschäft Rüfenacht gestapelt ist. Das Erdgeschoss hat sie bereits vor dem Einzug geräumt, den Keller in den Sommermonaten. Fast könnte man sagen: «Rita kam, sah und wirbelte.»

...aber ein wenig reparaturbedürftig

Jetzt sehen die Verkaufsräume ansprechend aus. Wenn sie aber wieder leerstehen, wird sich vielleicht wieder zeigen: Am Haus stehen einige Reparaturen an. «Der Lift hat seine Macken, und einmal hatten wir beinahe einen Kaminbrand», erzählt sie schmunzelnd. Aber das wird nicht mehr an ihr sein, obwohl sie schnell ist mit anpacken.

Und weg ist sie

Das hat Rita Brodmann gezeigt, als sie ihren Pop-Up-Store quasi über Nacht eröffnete. «Pop off» heisst in der Englischen Umgangssprache «schnell verschwinden». Und das macht sie: Ende Jahr verschwindet sie ähnlich überraschend wieder aus Worb, wie sie im Frühling aufgetaucht ist.

[i] Abschlussapero für alle: Am Sonntag, 22. Dezember, von 11 bis 17 Uhr im Geschäft an der Bahnhofstrasse 16 in Worb