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Roger Messerli: «Es wäre nicht ich, wenn nicht immer etwas läuft»

Dreissig Jahre ist es nun her, dass Roger Messerli das erste Mal sein eigenes Garagentor in Worb öffnete. Zum Jubiläum wollte BERN-OST von ihm wissen, wie es dazu kam, dass er nun in Grosshöchstetten gelandet ist, was unter seinem Erfolg litt und ob er noch weitermachen möchte.

Roger Messerli hat sich einer seiner Träume erfüllt, auch wenn es nicht immer einfach war. (Bild: pg)

Roger Messerli betreibt seit 30 Jahren die Firma Auto Elektro & Garage Messerli. Eine Zeit, in der sich viel geändert hat – sowohl in der Automobilwelt, in seinem Privatleben als auch in seiner Garage.

 

BERN-OST: Roger Messerli, wie haben Sie angefangen?

Roger Messerli: Ich bin 1995 in Worb gestartet, nachdem ich lange auf die richtigen Räumlichkeiten gewartet habe. Vom ersten Tag an haben wir uns stetig gesteigert.

 

Was hat sich gesteigert?

In Worb begann ich allein mit dem Auto-Elektro-Betrieb. Knapp zehn Jahre später hatte ich eine erste Lehrtochter in Ausbildung. Anschliessend waren wir lange Zeit zu dritt.

 

Wieso der Wechsel nach Grosshöchstetten?

Irgendwann bekam ich in Worb nur noch Jahresmietverträge, da die Zukunft des Gebäudes unsicher war. Ich bereue noch heute, dass sie mir nicht zusichern konnten, dass das Gebäude nicht abgerissen wird. Jedoch hat mir das den Kick gegeben, neue Räume zu suchen. Ich habe hier in Grosshöchstetten Land angeboten bekommen, um zu bauen. Ausserdem bin ich hier aufgewachsen und damit zu meinen Wurzeln zurückgekehrt. Gemeinsam mit Freunden und Familie konnte ich die Finanzierung stemmen und fing 2020 an zu bauen. So, wie es nun ist, ist ein Traum in Erfüllung gegangen.

 

Wie hat sich die Automobilbranche in dieser Zeit verändert, und wie sind Sie mit diesen Veränderungen umgegangen?

Weiterbildungen waren immer wieder notwendig. Aber am meisten hilft die langjährige Erfahrung und das Lernen direkt am Auto. Zudem habe ich mir nach über 30 Jahren einiges an Berufserfahrung aneignen können und ein grosses Netzwerk aufgebaut.

Elektroautos sind eine komplett andere Welt: Ein Tesla ist für uns ein fahrender Computer. Wenn die Zukunft in Richtung Elektrofahrzeuge geht, wird es schwieriger, da weniger Wartung notwendig ist. Das kann zu Rückgängen führen. Ich habe aber nach wie vor das Gefühl, dass sich das nicht vollständig durchsetzt und wir weiterhin eine Vielfalt an Fahrzeugen auf der Strasse haben werden. Es ist gut, wenn die Menschen den Antrieb selbst entscheiden können - ob Benzin, Diesel oder Elektro.

 

Was war das speziellste Auto, das Sie in der Garage hatten?

Uff… (denkt lange nach) Sehr schwierig, da kann ich mich nicht festlegen. Ich habe an vielen Fahrzeugen Freude.

 

Was war Ihr erstes Auto?

Ein Alfa Romeo Sprint Veloce, das waren noch Zeiten.

 

Was hat Sie motiviert, die Garage über so viele Jahre hinweg zu führen?

Die Arbeit und die ganze Garagenwelt (lacht). Da wir keine Markenvertretung sind, haben wir viele verschiedene Autos: Vom «Verbrönnerli» bis zu fast selbstfahrenden Autos. Das macht die Arbeit spannend, abwechslungsreich und bringt immer neue Herausforderungen.

 

Was war die grösste Herausforderung?

Mein Herz schlägt für Oldtimer, damit bin ich gross geworden. Moderne Fahrzeuge und Elektroautos sind eine grössere Herausforderung für uns Autoelektriker/mechaniker als ältere Modelle.

Es gab eine Zeit, in der ich viele Angestellte hatte mit viel administrativen Aufwand, da war es schwierig, allen gerecht zu werden. Auch im Privaten litt einiges darunter. Aktuell sind wir Personell eher klein aufgestellt, ich selber bin wieder mehr in der Werkstatt nahe am Kerngeschäft. Aber so, wie es jetzt ist, passt es für mich.

 

Worunter haben Sie persönlich gelitten?

Ich brauche es, dass immer etwas läuft. Es wäre nicht ich, wenn es nicht so wäre. Aber das bedeutet viel Arbeit und dadurch weniger Zeit für private Anliegen. So war es auch immer schwierig, in einer Beziehung allen gerecht zu werden. Früher war ich zudem sportlich sehr aktiv. Ich habe Wasserball in der obersten Liga gespielt, was ich irgendwann aus Zeitgründen aufgegeben habe. Das vermisse ich definitiv.

 

Das hört sich nach viel Arbeit an, viele Garagisten haben irgendwann genug.

Es ist extrem, was man heute alles leisten muss und was als selbstverständlich angesehen wird. Ich mache sehr vieles selbst. So betreue ich die Kunden, kümmere mich um die Annahme und den Verkauf und die Lehrlinge. Auch die Waschanlage bringt einiges an Arbeit mit - und vieles mehr.

 

Dann ist Konkurrenz kein Thema?

Nein. Fast täglich bekomme ich Anrufe, um Werbung zu schalten. Aber das benötige ich glücklicherweise ich nicht. Viele meiner Kunden sind seit 30 Jahren Stammkunden. Ich habe eine sehr grosse Kundenkartei und die Agenda stetig voll, da liegt nicht mehr viel drin.

 

Haben Sie sich jemals vorgestellt, dass Ihre Garage 30 Jahre bestehen würde?

Nein, das habe ich nicht erwartet. Ich dachte damals, dass ich später mal etwas anderes machen würde. Beruflich gesehen hatte ich aber nie ein riesiges Tief, was sehr schön ist.

 

Wie erholen Sie sich von der Arbeit?

Seit der Scheidung habe ich meinen Hauptwohnsitz in mein Ferienhaus nach Portalban verlegt. Die Fahrt dorthin mit einem Auto, das Emotionen bei mir weckt, mag ich sehr. Den See die Umgebung oder der Boothafen stimmt mich glücklich. Deshalb habe ich auch die Öffnungszeiten etwas angepasst, und im Sommer treten wir etwas kürzer. So habe ich auch Zeit, unter der Woche einmal mit meinem Boot in See zu stechen und das Leben zu geniessen.

 

Werden Sie das Jubiläum feiern?

Das ist aktuell noch offen.

 

Was haben Sie für Zukunftspläne?

Da sind noch einige Ideen im Hinterkopf. Die Finanzen aktuell sagen allerdings etwas anderes, gerade auch durch die Scheidung. Die Zeit wird zeigen, wohin es mich steuert. Seit dem ersten Tag in meiner Selbständigkeit komme ich immer mit Freude und einem Lächeln zur Arbeit, und dafür bin ich sehr dankbar.

 

[i] Auto Elekrto & Garage Messerli, Thunstrasse 8, Grosshöchstetten


Autor:in
Pascale Groschel, info@bern-ost.ch
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Erstellt: 12.02.2025
Geändert: 12.02.2025
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