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Nach dem Aus in Münsingen: Die Angestellten erfuhren es aus den Medien

Die Schliessung des Spitals Münsingen schockierte am Mittwochnachmittag die Öffentlichkeit. Die Meldung kam auch für die Gewerkschaft und den Münsinger Gemeinderat überraschend. Wie sich nun zeigt, erfuhren es die Angestellten zuletzt, aus den Medien.

Das Spital Münsingen schliesst. (Bilder: Rolf Blaser / Archiv BERN-OST / zvg)
Von aussen ruhig, innen wohl nicht: Am späten Mittwochnachmittag wurden die Mitarbeiter:innen des Spitals Münsingen über die Schliessung informiert. (Bild: Rolf Blaser)
"Wir sind sehr konsterniert": Gemeindepräsident Beat Moser (Grüne). (Bild: Archiv BERN-OST)
"Die Leute haben es aus den Medien erfahren": Meret Schindler von der Gewerkschaft VPOD. (Bild: zvg)

Am Mittwoch gab die Inselgruppe bekannt, dass sie die Spitäler Münsingen und Tiefenau schliesst. In Münsingen ist es bereits in drei Monaten soweit, in der Tiefenau Ende Jahr. Als Gründe nennt die Inselgruppe einen Verlust von 80 Millionen Franken, den sie im letzten Jahr eingefahren hat, und den Fachkräftemangel (BERN-OST berichtete).

 

Das Spital Münsingen war bereits im August 2021 von einer Sparmassnahme der Inselgruppe betroffen. Damals wurde die Abteilung für Geburtshilfe geschlossen. Doch mit dem aktuellen Schritt hat niemand gerechnet.

 

«Wir sind sehr konsterniert, überrascht und betroffen», sagt Gemeindepräsident Beat Moser (Grüne) direkt nach der Sitzung des Gemeinderates im Anschluss an die Nachricht am Mittwochnachmittag. Sie hätten gewusst, dass es für das Spital Münsingen nicht einfach sei. Vor vier Jahren habe die Gemeinde mit der Spitalleitung der Inselgruppe aber Gespräche geführt, die in eine andere Richtung zeigten. «Wir sahen, dass der Standort Münsingen sogar ausgebaut werden könnte mit einer Spezialisierung und dass das Spital Münsingen eine wichtige Versorgungsaufgabe für die ganze Region hat.»

 

Eigentlich hätte es anders laufen sollen

Am Mittwoch ging dann alles sehr schnell. Moser wurde um 13.45 Uhr vom Vizedirektor der Inselgruppe telefonisch informiert, dass es um 14 Uhr eine Medienkonferenz in Bern gebe und um 16 Uhr die Mitarbeiter:innen vor Ort von einer Delegation der Inselgruppe informiert würden.

 

Meret Schindler, die bei der Gewerkschaft VPOD für Spitäler und Psychiatrie zuständig ist, wusste bereits am Dienstagabend, was passieren würde. Die Gewerkschaft sei unter strengster Vertraulichkeit von der Insel-Leitung ins Bild gesetzt worden. Doch es klang noch etwas anders: «Es hiess, zuerst werde das Personal informiert und anschliessend die Medien», sagt Schindler.

 

Dieser Ablauf geriet am Mittwoch durcheinander. «Die Leute haben aus den Medien von der Schliessung erfahren und sind schockiert.» Erst danach kam die Einladung zur Information für die Mitarbeiter:innen. «Dass die Mitarbeiter:innen nach der Presse informiert wurden, finde ich sehr schade», sagt Moser. Die Inselgruppe rechtfertigte das Vorgehen mit «börsenregulatorischen Gründen».

 

"Es geht um Menschen"

Mit der Schliessung gehen Arbeitsplätze verloren. In der Medienmitteilung der Insel war von rund 200 Kündigungen in Münsingen und im Tiefenauspital die Rede. Rund 1000 Mitarbeiter:innen seien insgesamt betroffen. Gemäss Moser gab es in Münsingen ungefähr 200 Stellen. Fachkräfte will die Inselgruppe an ihren anderen Standorten weiterbeschäftigen.

 

«Wir hoffen, dass nicht nur für die Fachkräfte, sondern auch für die anderen Angestellten, beispielsweise in Küche und Reinigung, Anschlusslösungen gefunden werden», sagt Moser. Er zeigt Verständnis dafür, dass man beim herrschenden Fachkräftemangel Fachleute konzentriert einsetzt. «Aber es geht um Menschen.»

 

Wie es weitergeht, ist noch nicht klar. «Wir werden nun gemeinsam mit der Personalkommission der Insel schauen, dass der Sozialplan umgesetzt wird», sagt Schindler von der Gewerkschaft.

 

Versorgung muss neu organisiert werden

Und was heisst die Schliessung für die Bevölkerung? «Das Spital Münsingen war ein wichtiger Versorger in Münsingen», so Moser. Im Einzugsgebiet des Spitals lebten 40 000 Personen, welche nun dessen Möglichkeiten verlören.

 

Besonders für ältere Leute, die auf Begleitung von Angehörigen angewiesen seien, sei es praktisch gewesen, dass das Spital so nah war. Zudem habe das Spital eng mit den Heimen und dem Psychiatriezentrum zusammengearbeitet. «Die Zusammenarbeit muss jetzt neu organisiert werden.»

 

Das Wichtigste aber, das fehlen werde, sei der Notfalldienst. «Wir hoffen, dass dieser aufrecht erhalten bleibt.» In diesen seien die Hausärzt:innen bisher eingebunden gewesen. Das Spital war Zusatz. «Das gab eine gewisse Entlastung für die Hausärzt:innen und war wirtschaftlich interessant für sie. So bekam man auch eine gute Qualität.»

 

Was bleibt bestehen?

Der Gemeinderat hofft auch, dass der Rettungsdienst und die Belegsärzt:innen bleiben. Die Belegsärzt:innen hatten Praxen im Spital. Ob dieses Angebot weiter bestehe, sei unsicher. Ebenso in Frage gestellt seien die anderen ärztlichen Spezialdienstleistungen wie Orthopädie und Chirurgie. Für diese Dienstleistungen müssten Patien:tinnen sonst nach Bern, Thun oder in die Siloah in Gümligen ausweichen.


Autor:in
Isabelle Berger/Anina Bundi, info@bern-ost.ch
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Erstellt: 23.03.2023
Geändert: 23.03.2023
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