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Am Tag danach: Sechs mal drei Fragen an die ESAF-Schwinger
Am Montag nach dem Eidgenössischen Schwingfest haben die Schwinger aus der Region Bern-Ost erzählt, wie es ihnen vor, während und nach dem Fest ergangen ist.
6c 75,50 Gäumann Stefan, S **1996 Häutligen + + o + - o + + Kranz
BERN-OST: Stefan, du hast vor drei Jahren den Kranz knapp verpasst. Dieses Mal hast du ihn gewonnen und es war nicht knapp, du hattest zwei super Tage. Mit welchen Gefühlen schaust du zurück?
Stefan Gäumann: Mit viel Freude, es machte Spass. Es lief von Anfang an gut, ich konnte so schwingen wie ich wollte.
Gibt es einen Gang, den du gern wiederholen würdest? Wo du denkst, da wäre mehr dringelegen?
Dass ich den dritten Gang gegen Marcel Bieri in der letzten Minute noch verloren habe, ist schade. Aber nicht schlimm. Das gehört dazu. Ich konnte dabei auch viel lernen.
Du hast fünf Mal gewonnen. Welches war dein bester Moment?
Das waren der erste und der letzte Gang. Der erste Gang war „huere wichtig“ und der letzte doppelt wichtig.
8g 75,00 Walther Adrian, S **2001 Habstetten - + + o o + + + Kranz
BERN-OST: Adrian, du wurdest im Vorfeld des ESAF in den Medien als Königskandidat gehandelt. Mit diesen Erwartungen konntest du fast nur verlieren. Wie schaust du auf die letzten Wochen und auf das Wochenende zurück?
Adrian Walther: Was die Medien schreiben kann man kaum beeinflussen. Mein Ziel war von Anfang an der Kranz. Um diesen habe ich geschwungen, nicht um den Königstitel. Darum sehe ich es auch nicht so, dass ich den Titel verloren hätte.
Du hast im ersten Gang gegen den späteren König Joel Wicki gestellt. Beide haben stark geschwungen. Gibt es rückblickend einen Moment, wo du denkst, da hättest du gewinnen können?
Es gab mehrere solche Momente, für beide. Eine Neun ist das Resultat, das ich im Voraus auch unterschrieben hätte. Aber klar, im Nachhinein wurmt es einen schon ein wenig und ich analysiere das, damit ich nicht die gleichen Fehler wieder mache. Es war auch ein sehr strenger Gang, der viel Energie kostete.
Was waren die besten Momente für dich?
Einfach das Wochenende mit dem ganzen Berner Team. Wir hatten in den Garderoben das TV-Bild und da hat man mitgefiebert. Das ist eine ganz eigene Dynamik und wenn die anderen gewinnen, gibt das einen sehr schönen Flow. Für mich selber war der 8. Gang gegen Marcel Bieri wichtig. Dass ich gegen diesen starken Gegner gewinnen konnte und damit den Kranz hatte, war eine Erlösung.
11c 74,25 Moser Michael, S **2005 Biglen - + + - + o o +
BERN-OST: Michael, du hast am Wochenende gut geschwungen, einen Eidgenossen besiegt, den zweiten mit Extrapunkt gestellt. Wie zufrieden bist du mit deiner Arbeit?
Michael Moser: Ich bin sehr zufrieden.
Den Innerschweizer Christian Schuler im vierten Gang hattest du auf dem Rücken, hast aber das Resultat nicht bekommen. Mit einem Sieg hättest du wohl den Kranz. Wie fest wurmt dich das?
Im ersten Moment schon. Aber im Nachhinein ist es gut, wie es ist. Bei einem Sieg hätte ich am Nachmittag stärkere Gegner bekommen. Ausserdem lag ich am Samstag noch gut drin und habe den Kranz eher am Sonntag verspielt. Da habe ich zweimal verloren, weil ich zu offensiv war und der Gegner kontern konnte.
Bereust du, dass du so viele Risiken eingegangen bist? Willst du in Zukunft weniger offensiv sein?
Nein, das ist mein Stil, so schwinge ich. Ich hatte nichts zu verlieren.
20c 72,00 Gäggeler Adrian, S *1991 Häutligen - + o + o - - o
BERN-OST: Adrian, du hast am ESAF zweimal gewonnen und es in den Kranzausstich geschafft. Was war dein bester Moment?
Adrian Gäggeler: Das war der Sieg im 4. Gang gegen Poltera. Es war ein recht ausgeglichener Kampf. Anfangs fühlte ich mich nicht ganz wohl, dann konnte ich ihn aber im passenden Moment mit Kopfgriff bezwingen.
Und insgesamt? Bist du zufrieden mit deiner Arbeit?
Es ist schön, dass ich alle acht Gänge schwingen konnte. Mit der Ausgangslage nach dem Samstag hätte ich aber am Sonntag gerne nochmal gewonnen.
Du bist der Älteste in unserer kleinen Bern-Ost-Selektion. Ist es frech, zu fragen, ob du in drei Jahren noch dabei bist?
Das darf man schon fragen. Dass ich zu den Älteren gehöre, ist eine Tatsache. Und ich bin jetzt auch nicht so der Spitzenschwinger, dass ich sagen könnte, das reicht sicher noch einmal. Die Jungen werden ja auch immer stärker.
22e 71,50 Pirkheim Elias, S *2002 Habstetten + o - + o o o -
BERN-OST: Elias, dein Betreuer Willi Graber meinte im Vorfeld zu meinem Kollegen, von dir erwarte man nicht unbedingt einen Kranz. Nun konntest du die ganzen acht Gänge schwingen und um den Kranz kämpfen. Bist du überrascht?
Elias Pirkheim: Am Samstag hat nicht alles so geklappt, wie ich das wollte. Da wäre mehr dringelegen und mit der Zeit dachte ich schon, dass es schön wäre, alle acht Gänge zu schwingen. Ob es für den Kranzausstich am Sonntagnachmittag reicht, war lange nicht klar. Am Nachmittag habe ich zwar einmal verloren und einmal gestellt, aber ich kann sagen, dass ich alles gegeben habe.
Wie ging es nach dem Fest weiter?
Es war eine lange aber schöne Nacht, wir haben noch lange gefeiert und ich war erst um sieben Uhr morgens zuhause. Dann habe ich etwas geschlafen, und jetzt sind wir unterwegs um meine Gabe abzuholen.
Was hast du ausgesucht?
Ein Gartenhäuschen. Es ist sehr schön, aber auch sehr massiv. Wir werden dafür zuhause auf dem Hof ein Plätzli finden.
29d 53,50 Lüthi David, S *2002 Bowil + - - o - ausg.
BERN-OST: David, du warst gestern nach einer Zehn im ersten Gang während zwei Stunden auf dem ersten Rang. Wie hat sich das angefühlt?
David Lüthi: Darauf hatte ich gar nicht fest achtgegeben. Aber es hat mich sehr gefreut, dass ich so in mein erstes Eidgenössisches starten konnte.
Danach hast du noch viermal gestellt und einmal verloren und bist am Mittag ausgeschieden. Wie schaust du auf die zwei Tage zurück?
Dass ich im zweiten Gang gegen einen Eidgenossen stellen konnte, war auch noch gut. Danach lief es mir nicht mehr so. Das Ganze war streng und ich war auch mental nicht mehr super "zwäg". Am Sonntag bin ich dann nicht mehr richtig reingekommen.
Was nimmst du mit von deinem ersten Eidgenössischen?
Es war schön, dabei zu sein. Die Grösse der Arena, die Emotionen beim Einmarschieren, das war eine gute Erfahrung. Was das Schwingen angeht, muss ich noch besser lernen, den Gang zu bestimmen. Auch wenn ein Gegner, der mir körperlich unterlegen ist, nicht recht mitschwingen will.
Der siebte Schwinger aus der Region, Colin Schlüchter, war nicht erreichbar für ein Interview.
Erstellt:
30.08.2022
Geändert: 30.08.2022
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