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Autorin Silvia Schneider-Schiess: "Die Reaktionen waren wahnsinnig"

Mit ihrem neuen Buch stiess die Rubiger Autorin Silvia Schneider-Schiess im Graubünden auf grosses Interesse. Der Roman handelt von der Kindheit ihrer Mutter im Puschlaver Dorf Cavaione, in dem Schneider – zu ihrer eigenen Überraschung – selber ihre Heimat fand.

Silvia Schneider-Schiess: Die Rubiger Autorin liest am 8. April im BERN-OST-Kafi aus ihrem neuen Buch. (Bild: Isabelle Berger)

"Ich habe wirklich meine Wurzeln in Cavaione gefunden", sagt Schneider. Von ihrem Vater erhielt sie Notizen ihrer Mutter, die 2014 gestorben war. Über ihren Vater selber gelangten diese auch ins Puschlav. Eines Tages erhielt er eine Einladung von der heutigen Besitzerin des Hauses, in dem Schneiders Mutter aufgewachsen war. An seiner Stelle nahm sie die Einladung an. So kam sie nach Cavaione, wo sie nach wenigen Besuchen in der Kindheit mangels Italienischkenntnissen nie mehr gewesen war. "Es war wie heimkommen", sagt Schneider, die sich zuvor nie irgendwo zugehörig gefühlt hat. "Ich habe mich in das Dorf verliebt."

 

Die Leute, die sie dort traf, Fremde, wie Verwandte und Bekannte ihrer Mutter, erzählten ihr viele Geschichten. Sie entschloss sich, darüber ein Buch zu schreiben. 2017 erschien Schneiders Buch "Ein Flügelschlag zum Himmel", in dem sie sich mit der Alzheimer-Erkrankung ihrer Mutter auseinandersetzte. "Nach diesem traurigen Buch wollte ich etwas Leichtes schreiben, um abzuschliessen", sagt Schneider.

 

Buch berührt Puschlaver:innen

Ihr Vater unterstützte sie dabei. Nachdem er aber starb, begrub sie das Projekt, nahm es später aber wieder auf. Letzes Jahr erschien ihr Buch. "Die Reaktionen im Graubünden waren wahnsinnig", sagt sie. Nachdem in der Südostschweizer Zeitung ein Bericht erschienen sei, hätten viele Puschlaver:innen das Buch gekauft. "Bei ihnen kamen viele Erinnerungen hoch" Es komme sehr viel von diesen Leuten zurück. So habe sich zum Beispiel auch ein Herr gemeldet, der dann an einer Lesung im Graubünden aus seinem Leben erzählte. "Ich könnte nochmals etwas schreiben mit all dem, was mir die Leute erzählen", sagt Schneider.

 

Das sei aber keine Option. "Die Mutter ist jetzt begraben", sagt sie. Als nächstes wird sich Schneider wieder Auftragsbiografien zuwenden, die sie sonst für einen Verlag schreibt (BERN-OST berichtete). Persönliches hat sie aber doch noch im Hinterkopf: "Ich habe noch die Tagebücher von meinem Grossvater und die Liebesbriefe meiner Eltern."

 

Zum Inhalt

Silvia Schneider-Schiess über ihr Buch: "Das Bündner Bergdorf Cavaione hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Es ist das letzte Dorf, welches 1874 in die Eidgenossenschaft aufgenommen wurde. Vorher gehörte es mal zu Italien, mal nirgendwohin. Nur noch wenige Menschen leben mittlerweile in Cavaione. Viele Bewohner:innen wanderten auf der Suche nach Arbeit ab. Das neue Leben an einem anderen Ort bot den meisten ein sichereres Einkommen. Ob es auch eine neue Heimat bot, ist eine andere Geschichte. Heimweh nach Cavaione, dem Ort 'zwischen Himmel und Erde', der Heimat, die zwar von Armut, aber auch von Freiheit geprägt war, begleitete oft das Leben der Auswanderer:innen.

 

Der Roman 'Kirschbäume soll man nicht fällen' erzählt von diesem Heimweh, vom Leben damals in den Jahren vor und während des Zweiten Weltkrieges, wie es ausgesehen hat, und wie man sich immer wieder nach den Wurzeln zurücksehnt. Die Geschichte von Lucia basiert auf den Erinnerungen meiner Mutter und mischt sich mit meiner Fantasie. Entstanden ist ein leises Buch, welches auf längst vergangene Zeiten zurückblickt und so das Bergdorf Cavaione nicht vergessen lässt.

 

[i] Lesung: Am Freitag, 8. April um 18 Uhr liest Silvia Schneider-Schiess im Medien-Center in Worb im BERN-OST-Kafi aus ihrem Buch. Eintritt frei, keine Anmeldung nötig.

 

[i] Zu den Websites von Silvia Schneider-Schiess und des Verlags Kaleidosbuch.


Autor:in
Isabelle Berger, info@bern-ost.ch
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Erstellt: 28.03.2022
Geändert: 28.03.2022
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