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Stäcketöri Freiluft Festival: Nach dem Regen… wieder Sonne?

Regen, Starkregen, Riesenschütte: Der Anfang des Wochenendes war nass, das Stäcketöri Freiluft Festival wurde arg verschüttet. Und auch am Samstag und Sonntag spielte das Wetter nur solala mit. Wie geht es den fünf vom Organisationsteam nach den nassen Festivaltagen? Lino Fiechter erzählt.

Stäcketöri Freiluft Festival: Nach dem Regen kam die Kälte, aber die Stimmung blieb gut. (Foto: Daniel Bürgin)
Das Publikum tanzte beim Auftritt der Bielerin Dana mit. (Foto: Daniel Bürgin)
Am Samstag Nachmittag war es wenigstens ein bisschen trockener. (Foto: Daniel Bürgin)
Gutgelauntes Publikum trotz Kälte (Foto: Daniel Bürgin)
Nach dem Festival: Endlich Sonne... und zurück blieb eine Schlammwiese. (Foto: Res Reinhard)

Um es vorwegzunehmen: Das Stäcketöri Freiluft Festival ist voll ins Wasser gefallen. Aber nur wettermässig. «Die Stimmung hingegen war grossartig», freut sich Kommunikationsmann Lino Fiechter. «Und wir haben sehr viele begeisterte Rückmeldungen erhalten.»

 

«Keine schlechte Laune zulassen»

Schon in der Woche zuvor, als die Wetterprognose zunehmend düsterer aussah, hatten sich die fünf jungen Leute fest vorgenommen: «Während dem Festival lassen wir uns keine schlechte Laune zu.» Das war allerdings nicht immer einfach: Schon am Freitag morgen vor dem Festival: Regen. Regen. Noch mehr Regen. Nonstop.

 

Unverdrossen hoffte das fünfköpfige Organisationsteam, dass es im Lauf des Tages doch noch ein bisschen besser würde. Ein Jahr hatten Lino und Luca Fiechter, Irina Leitsoni und Leonie und Flurin Baumgartner intensiv auf dieses Wochenende hingearbeitet: 23 Bands engagiert, zehn Foodtrucks organisiert, das Gelände stimmungsvoll eingerichtet – da wollten sie sich die Stimmung nicht vermiesen lassen.

 

Barfusstanz im Regen…

Auch wenn der Ticketvorverkauf wesentlich schlechter angelaufen war als erhofft. Das, sagt Fiechter, sei heute allgemein so, das hätten ihm  auch Organisatoren von grossen Festivals bestätigt: «Die Leute entscheiden viel kurzfristiger – und wenn es dann  so regnet wie am Freitag, kommen sie eben nicht mehr spontan.»

 

Der Optimismus des Teams schwappte offenbar auf die Festivalbesucher:innen über: «Die Leute tanzten barfuss im Regen und liessen sich nicht herunterziehen», freut sich Fiechter im Rückblick. Auch nicht, als die dunkle Gewitterwand von Konolfingen her näher zog. Auch nicht, als es derart aus Kübeln goss, dass die erste Band, die Schweizer Künstlerin Nola Kin, ihren Auftritt unterbrechen musste, weil ihre Instrumente verregnet wurden.  

 

…bis zur Evakuation

Und auch nicht, als um zwanzig nach drei Uhr nachmittags die 200 wetterfesten Tanzenden wegen Sturmwarnung kurzfristig in den Backstage-Bereich evakuiert werden mussten. Alle hätten das ruhig mitgemacht, erzählt Lino Fiechter, und seien guter Dinge geblieben. «Nach sechs Minuten konnten wir wieder auf das Feld zurückkehren und es ging weiter.»

 

Immerhin, von da an sei es besser geworden. Nola Kin musste zwar die Instrumente trockenlegen, und nass blieb es bis in den Samstag hinein. Ausserdem sanken die Temperaturen, woraufhin auch die Konsumationen auf einem traurig tiefen Niveau blieben – Durst kam kaum auf bei Temperaturen wie im November.

 

Stresstest bestanden…

Aber: Das junge Team zeigte sich krisensicher und bewältigte mit vollem Einsatz Problem um Problem. Der anwesende Sanitäter hatte ihnen schon attestiert, sie seien bemerkenswert stressfest und hätten die Evakuierung ruhig und besonnen durchgeführt. Und als am Samstag in der Kälte trotz mehrerer Schichten Kleider niemand Lust auf kalte Getränke hatte, liessen sich die Fünf etwas einfallen.

 

…und fantasievolle Lösungen gefunden

Kurzerhand organisierten sie sämtliche Wasserkocher, die sie bei Freund:innen und Familie auftreiben konnten. Dann plünderten sie den Keller von Heidi Baumgartner,  Mutter zweier OK-Mitglieder, die gut und gern Sirup einkocht. Damit kreierten sie einfach heissen Sirup statt kühlen Getränken.

 

Die Finanzlage ist nicht heiter…

Ganz so heiter, wie das klingt, ist aber die Grosswetterlage bei den fünf jungen Leuten vom OK nicht. «Wir wissen jetzt schon, dass es nicht reichen wird», sagt Lino Fiechter zwei Tage nach dem Festival realistisch.

 

Genaue Zahlen kann er noch nicht liefern, aber klar ist bereits: Statt der 1500 bis idealerweise 2000 Eintritte haben sie für Freitag und Sonntag jeweils nur an die 1000 verkauft, am Samstag seien es «wahrscheinlich um die 1200 bis 1300 gewesen».

 

…aber die Stimmung bleibt optimistisch

Nicht ideal für die fünf jungen Leute, die keine Rücklagen haben und eben erst das Minus der ersten Auflage aufgearbeitet haben. Aber – Fiechter gibt sich auch in der Misere optimistisch – trotz finanziellem Verlust sei doch vieles sehr positiv: «Wir haben von Besucher:innen und Musiker:innen so viele schöne Rückmeldungen erhalten.»

 

Die Band ‘The Gardener and the Tree’ habe beispielsweise auf ihrer Instagram-Seite gepostet, sie hätten den Charme und das Herzblut am Stäcketöri sehr geschätzt.

 

«Geld ist nicht das einzige»

Das fehlende Geld sei zwar alles andere als ein Klacks, sagt Lino Fiechter dann. «Aber es ist nicht das einzige, was zählt, und wir wollen uns davon nicht all das Schöne vermiesen lassen, die grosse Begeisterung, die schönen Rückmeldungen und die vielfältige Unterstützung.»

 

Und von einzelnen Festivalbesucher:innen hätten sie sogar schon ein Spendenangebot erhalten. Er lacht. «Diese Leute erinnerten sich wohl an unseren Spendenaufruf vom letzten Jahr.»

 

Vielleicht wieder Bitte um Spenden?

Das, sagt er, könne auch dieses Jahr eine Möglichkeit sein, einen Teil des Defizits zu decken. Die fünf «Stäcketöris» werden das ebenso miteinander besprechen wie die Frage, wie es nächstes Jahr weiter geht. Vielleicht mit einem neuen Konzept, in einem anderen Rahmen, oder «vielleicht können wir das Risiko irgendwie minimieren».

 

Aber sie werden einen Weg finden – und das wahrscheinlich schlimmstmögliche Szenario haben sie ohnehin bereits durchgestanden.

 

Aus dem Schlamm soll bald wieder Gras wachsen...

Davon zeugt die Schlammwiese in Zäziwil, die nach dem Anlass zurückbleibt. «Das tut uns sehr leid für die Bauernfamilie Daniel Krähenbühl und Silvia Gerber», sagt Fiechter. Aber das Risiko hätten sie im Vorfeld gemeinsam mit dem Paar besprochen. Dieses sei auf den schlimmsten Fall vorbereitet gewesen – und trotzdem bereit, die Wiese für das Festival zur Verfügung zu stellen. «Diese Unterstützung vonseiten der Bauernfamilie schätzen wir enorm», betont Fiechter.

 

Zum Glück habe sich Bauer Krähenbühl bereits einen Notfallplan überlegt, der jetzt zum Einsatz komme: Er werde die Matschwiese tiefenlüften, also einen halben Meter tief lockern, und neu ansäen. Nach drei bis vier Wochen soll bereits das erste Grün wieder spriessen.

 

...und vielleicht entstehen auch neue Stäcketöripläne

Bis dahin hat sich das Organisationsteam vielleicht wieder ein bisschen berappelt. Und vielleicht spriessen dann bereits die ersten Ideen für ein Stäcketöri Nummer drei: Angepasst, anders, aber mit viel Herzblut organisiert.


Autor:in
Claudia Weiss, claudia.weiss@bern-ost.ch
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Erstellt: 27.06.2024
Geändert: 27.06.2024
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