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Sternen Walkringen: Wie bisher – und doch schrittweise neu
Auf Anfang 2025 hat die Stiftung Friederika den Sternen Walkringen als neue Pächterin übernommen. Mit Peter Gisler hat sie einen erfahrenen Gastronomen gefunden, der das Lokal weiterhin «nach guter alter Art» betreiben und dennoch schrittweise Neues einführen wird. Er schaut auf die ersten Tage zurück und findet, der Start sei super gelungen.
Von aussen sieht das Restaurant Sternen Walkringen aus wie eh und je. Im Inneren ist aber seit dem 1. Januar doch einiges neu: Viele Mitglieder des Vereins, der den Sternen bisher betrieb, wurden pensioniert, deshalb hat die Stiftung Friederika den Sternen als neue Pächterin übernommen. Betrieben wird das Sternenzentrum weiterhin von der Kirchgemeinde Walkringen. Als neuer Wirt wirkt seit Anfang Jahr Peter Gisler, ein 60-jähriger Gastronom mit langjähriger Berufserfahrung.
Vielfalt an Gästen...
Gisler ist vom Restaurant Sternen, in dem er das 2024 hindurch schon drei Monate mitgearbeitet hat, völlig begeistert. «Von aussen ist der Betrieb klein, aber er ist unglaublich spannend und vielseitig mit dem Stammtisch, Mittagsgästen, Café am Nachmittag und diversen Grossanlässen», sagt er. Ihm gefällt die Vielfalt an Menschen, die zu Gast sind – aber auch die Vielfalt an Menschen, mit denen er zusammenarbeitet.
...und besonderen Lernenden
Dazu gehören mit dem neuen Konzept auch Lernende der Stiftung Friederika: Junge Menschen mit einer Behinderung, die im Sternen unter anderem den manchmal stressigen A-la-Carte-Service kennenlernen können. Sie arbeiten in der Küche mit, in der Hauswirtschaft und damit auch im Service, begleitet werden sie von Berufsfachleuten und Sozialpädagog:innen.
Fenster zur Gesellschaft...
«Für sie ist das ein schönes Fenster zur Gesellschaft», erklärt Jonathan Gimmel, Stiftungsratspräsident der Stiftung Friederika, «im besten Fall sogar der Weg in den ersten Arbeitsmarkt.» Und für die Stiftung ist es ein gewinnbringendes Novum und eine grossartige Gelegenheit, mehr Ausbildungsplätze für Jugendliche zu bieten, die nicht nur auf der Sonnenseite des Lebens aufgewachsen sind.
...und Witze für den Stammtisch
Für Wirt Peter Gisler ist es immer wieder eine tolle Erfahrung zu sehen, wie sich diese jungen Leute ihren Platz erobern. «Einige Gäste kommen mit Riesenvorurteilen», erzählt er. Und dann lassen sie sich total überraschen: «Ein Lernender beispielsweise unterhält jeweils den Stammtisch mit Witzen», sagt er. «Und anfangs waren alle ganz überrascht, als sie merkten, dass sie mit den jungen Menschen mit Behinderung auch lachen können.» Gisler freut sich jeweils mit, wenn Gäste ihre Schwellenangst fallenlassen.
Viel Befriedigung mit Neuem...
Andere Lernende, die vielleicht im Service etwas langsamer seien, fänden enorme Motivation darin, alles Geschirr perfekt zu stapeln und Küche und Schränke sauber und ordentlich zu halten. «Sie alle erhalten viel Befriedigung durch die Arbeit.» Gisler, der auch eine Ausbildung zum ganzheitlichen psychologischen Coach absolviert hat, findet es schön, die jungen Menschen «zu fördern und zu fordern, ohne sie zu überfordern».
...und Freude am Altbewährten
Dennoch ist auch im neuen Jahr längst nicht alles neu im Betrieb, vieles ist so geblieben, wie es die Leute von «ihrem» Sternen gewohnt waren. Und das ist gut so: Zahlreiche Handwerker:innen und Einwohner:innen freuen sich täglich auf die seit Jahren bekannten günstigen und schmackhaften Mittagsmenus. Und diese soll es weiterhin so geben, verspricht Gimmel. Tatsächlich zeigt ein Blick auf die Speisekarte: Das Mittagsmenu mit Rindfleischroulade, Kartoffelstock und Gemüsegarnitur ist immer noch für 15.50 Franken erhältlich, ebenso das Vegimenu Auberginen im Käsemantel mit Gemüsebouquet.
Abendangebot vor Ort...
Allenfalls ein bisschen anders wird das Angebot am Abend: Weil die Küche jetzt von Profis geführt wird, können diese auch abends die volle Palette an Menus anbieten. Stiftungsratspräsident Jonathan Gimmel freut das: «So haben die Leute auch am Abend ein Restaurant und können in ihrem Dorf speisen, statt nach Bern zu fahren.»
...und Platz zum Wohlfühlen
Ansonsten, darin sind sich Gimmel und Wirt Gisler einig, sollen keine heftigen Veränderungen passieren: Die Kundschaft soll gar nicht gross merken, dass etwas geändert habe. Sie sollen in «ihrem» Sternen weiterhin einen Ort zum Essen, Wohlfühlen und Sich-Treffen finden. Dank Gislers Berufserfahrung als Gastronom sei das Essen allenfalls ein wenig geschliffener, erklären die beiden, ansonsten seien erst sanfte Veränderungen gemacht worden.
Dorfbeiz mit einem Plus...
«Der Sternen soll die Dorfbeiz bleiben», fasst Jonathan Gimmel zusammen. «Eine Dorfbeiz mit einem Plus – und das Plus sind Peter Gisler und die Möglichkeiten der Stiftung.» Gisler gerät richtig ins Schwärmen: Seine neue Aufgabe sei «sehr schön und unglaublich spannend», findet er. Eigentlich müsse er einen Spagat vollbringen, aber das reize ihn: Auf der einen Seite die günstigen Alltagsmenus, andererseits die etwas gehobeneren Menus für Grossanlässe, wenn beispielsweise ein Jodelklub-Jubiläum oder ein Firmenessen stattfinde.
...und neues Menu «Drü mau Drü»
Besonders für die Anlässe hat Peter Gisler etwas Neues eingeführt: das Menu «Drü mau drü», bei dem die einzelnen Speisen modular ausgewählt werden können. Andere Anpassungen, sagt er, können nach und nach vorgenommen werden, aber einen groben Schnitt werde es nicht geben: Das Logo beispielsweise werde noch angepasst, ausserdem entstünden schrittweise neue Bedürfnisse und daraus neue Angebote – vielleicht werde dereinst ein Spielplatz gewünscht oder eine Aussenterrasse.
Was gut war, bleibt gut
Insgesamt, fasst Wirt Peter Gisler fröhlich zusammen: «Das Bewährte bleibt.» Für den Sternen Walkringen gelte deshalb ganz einfach «gestern gut – morgen gut.»
[i] Sternen Walkringen, Hauptstrasse 9, 3512 Walkringen, Telefon 031 702 02 62. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8:30 bis 23 Uhr, Samstag geschlossen, Sonntag 10 bis 18 Uhr.
Ab Sommer 2025 kann die Stiftung Friederika dank dem neuen Angebot zusätzliche Lernende anstellen. Betreut werden sie von Berufsfachleuten und Sozialpädagog:innen der Stiftung, aber auch Wirt Peter Gisler begleitet und unterstützt die Lernenden im Alltag. Gisler, 60, bezeichnet sich als «Gastronom seit Geburt»: In einem Hotel zur Welt gekommen, Ausbildungen im Hotelfach von A bis Z, in der Generaldirektion des Kursaals Bern tätig, Leiter des Centre Löwenberg in Murten und Bereichsleiter Gastro in der Lindenhofgruppe Bern. Jetzt freut er sich, seine Berufe in einem neuen Setting umzusetzen und sein Wissen als ganzheitlicher psychologischer Coach einzusetzen.
[i] Die BERN-OST Bildergalerie des Eröffnungsapéros vom 12.1.2025
Erstellt:
13.01.2025
Geändert: 13.01.2025
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