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Stettlen - Erika Schmid: "Die Bären geben mir Kraft"
Die 62-jährige Erika Schmid aus Stettlen schwärmt für Bären, seit sie denken kann. Seit zwei Jahren setzt sie sich nun auch für Bären in Not ein.
Aufgewachsen ist Erika Schmid bei ihren Eltern auf dem Ferenberg zusammen mit ihrem Bruder. Bis zu ihrer Hochzeit 1971 lebte sie „auf dem Berg“. Zusammen mit ihrem Ehemann Ueli zog sie dann nach Stettlen an die Oberdorfstrasse, wo die beiden heute noch glücklich sind. Erika arbeitet seit 21 Jahren als Verkäuferin bei Coop.
Privater Bärenpark zu Hause
„Im Moment besitze ich neben anderen schönen Holzschnitzereien 13 Bären“, erzählt Erika Schmid stolz. Vor etwa sieben Jahren entdeckte sie an einer Messe in Bern einen kleinen Holzbären. Nach eigener Recherche lernte sie die Holzwerkstatt Kohli GmbH in Rüschegg-Gambach kennen. Im Laufe der Zeit kaufte sie sich eine Bärenskulptur nach der anderen.
„Der kleinste ist etwa 15 cm gross, der grösste 3 Meter. Alle haben sie Namen.“ Und tatsächlich steht im Garten Urs, der 3 Meter hohe und 600 Kilo schwere Bär aus dem Holz einer Douglastanne. „Die Bären geben mir Kraft“, sagt Erika Schmid, welche ihr halbes Leben mit der unheilbaren Krankheit Weichteile-Rheuma leben muss. „Wenn ich bei meinen Bären bin, kann ich die Schmerzen für eine kurze Zeit vergessen.“
Der alternative Park im Schwarzwald
Mit „meine Bären“ meint Erika Schmid nicht nur die Holzbären in ihrem privaten Park in Stettlen, sondern auch die aktuell neun Bären im alternativen Wolf- und Bärenpark Schwarzwald. Dazu kam es so: Als rege Besucherin des Bärengrabens hatte sie eine echte Beziehung zu Pedro, der als letzter Bär im Bärengraben am 30. April 2009 eingeschläfert werden musste. „Pedro erkannte mich. Immer wenn ich ihn besuchte und ihm Leckerein mitbrachte, roch er mich nach kurzer Zeit und schaute zu mir hinauf. Der Anblick von Pedro im Graben machten mich jedes Mal traurig und wütend.“
Am 22. Oktober 2009 erhielt Erika Schmid dann eine persönliche Einladung zur Eröffnung des neuen Bärenparks Bern, zu welchem sie jedoch eine geteilte Meinung hat. Einerseits sei es gut, dass die Bären nicht mehr so qualvoll gehalten werden wie zu Zeiten des Bärengrabens. „Jedoch ist auch die Haltung im 7000 Quadratmeter grossen Bärenpark Bern für mich unakzeptabel: "Der Park im Schwarzwald ist fast 15 Mal grösser als der in Bern und kostete 20 Mal weniger. So etwas wäre auch in der Schweiz möglich, nur halt nicht in Form eines Zoos.“
An der Eröffnung des Parks in Bern lernte sie Rüdiger und Elke Schmiedel kennen. Rüdiger Schmiedel ist Geschäftsführer der Bärenparks in Worbis und im Schwarzwald. Anders als der Bärenpark in Bern werden die beiden Parks in Deutschland nur durch Spenden und Patenschaften, und neu auch durch die Einnahmen von Eintrittspreisen finanziert. Im alternativen Wolf- und Bärenpark Schwarzwald leben Wolf und Bär zusammen auf 100'000 Quadratmetern.
Mit einem kleinen Team ist Rüdiger Schmiedel immer auf der Suche nach Bären in Not, welche in zum Teil erschreckendem Umfeld leben müssen. „Zur Zeit warten um die 30 Bären auf ihre Rettung. Vielfach sind es Zirkusbären. Die drei Brüder Schapi, Ben und Poldi zum Beispiel lebten 15 Jahre auf engstem Raum in einer LKW-Garage. Als sie für den Zirkus nicht mehr zu gebrauchen waren, da Schapi erblindet war, gab man den drei oftmals nicht einmal mehr genug Futter. Sie waren dem Zirkusbesitzer nur noch lästig“, erzählt Erika und ist heute noch den Tränen nahe. Jedes Schicksal der neun Bären geht ihr noch heute sehr nahe.
Seit September „Bären-Bürgerin“
Erika Schmid hat für jeden der neun Bären und drei Wölfe im Schwarzwald eine Patenschaft aufgenommen und reist mindestens zwei Mal im Monat zu ihnen. „Mit vollgepacktem Auto“, erzählt sie. Erika organisiert jeweils viel trockenes Brot, Nüsse und Früchte. Alles, was sie günstig einkaufen kann, oder für die Schwarzwald-Bären geschenkt bekommt, nimmt sie mit. Für dieses riesige Engagement wurde sie diesen September zur „Bären-Bürgerin“, eine Art Ehrenmitglied des Parks, ernannt.
„Ich habe auch schon eine kleine Ausstellung in unserem Dorfladen organisiert. Mit kleineren Skulpturen aus meiner Sammlung, Info-Material und einer Spendekasse. Die Besitzerin des Ladens meldete sich jedoch nach drei Wochen wegen negativen Rückmeldungen: Ein paar Leute reklamierten, ob es nicht wichtiger sei, etwas für arme Menschen hierzulande zu tun, als für Bären im Ausland. Das machte mich schon sehr traurig. Es ist nicht einfach, weitere Spender zu finden.“
Ihre Freude und ihren Einsatzwillen für „ihre Bären“ vermag dieses kleine negative Erlebnis jedoch in keiner Weise zu mindern. Im Gegenteil. Wer einmal mit Erika Schmid über die Bären gesprochen hat, weiss eines mit Sicherheit: in ihrem Herzen ist noch sehr viel mehr Platz für weitere Bären, egal ob aus Holz oder aus Fleisch und Blut.
www.baer.de
www.smiling-bears.ch
Erstellt:
27.12.2012
Geändert: 27.12.2012
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