• Region

Streit um Tempo-30-Zone: Eltern drohen mit Beschwerden

Eltern sind besorgt: In Münsingen sollen an einer stark befahrenen Strasse Fussgängerstreifen aufgehoben werden. Das neu gebildete Komitee „Pro Zebra“ kämpft für den Erhalt dieser Fussgängerstreifen.

Die Gruppe "Pro Zebra" kämpft für den Zebrastreifen. (Foto: zvg)
Noch zeigen Ampeln und Fussgängerstreifen den Kindern an, wo und wann sie über die Strasse dürfen. (Foto: zvg)

In Münsingen wird in zwei Jahren die Tägertschistrasse saniert. Die Gemeinde plant die Tempo-30-Zone auszuweiten. An der Kreuzung Krankhausweg befinden sich drei Fussgängerstreifen inklusive Ampelanlage, die sich als sicher erwiesen haben. Die Gemeinde Münsingen will in den neuen Tempo-30-Zonen keine Fussgängerstreifen mehr. Dies bedeutet, dass Schulkinder ohne Fussgängerstreifen keinen Vortritt mehr hätten (BERN-OST berichtete).

 

Väter setzen sich ein

Linus Schärer (SP), der Mitglied im Parlament von Münsingen ist, sowie Dominic van der Zypen haben die Gruppe „Pro Zebra“ ins Leben gerufen. Die Gruppe setzt sich für den Erhalt der Fussgängerstreifen ein. Sie argumentieren, dass Kinder, insbesondere bis zu einem Alter von etwa acht Jahren, nicht in der Lage sind, sicher Blickkontakt mit Fahrzeuglenkern aufzunehmen und um Übertritt zu bitten – eine Praxis, die im Konzept der sogenannten „Koexistenz“ vorgesehen ist.

 

Stark befahrene Strasse

Die Gruppe „Pro Zebra“ betont, dass an dieser stark befahrenen Kreuzung nur Fussgängerstreifen mit Ampelanlage maximale Sicherheit gewährleisten können. Über die Tägertschistrasse rollt täglich Schwerverkehr, die Strasse ist steil, zudem verlaufen dort eine Buslinie und die Ambulanzroute. Dies seien weitere Argumente für den Erhalt der bestehenden Infrastruktur.

 

Es geht auch anders

Ein Blick auf benachbarte Gemeinden zeige, dass es auch anders geht: In Wichtrach, Rubigen und Allmendingen wurden bei kürzlich sanierten Kantonsstrassen-Abschnitten die Fussgängerstreifen in den Tempo-30-Zonen beibehalten. In Rubigen sei dies auf Antrag des Gemeinderates geschehen, insbesondere wegen der Schulwegsicherheit, so das Komitee.

 

Die rechtlichen Vorgaben zu Tempo-30-Zonen erlauben Fussgängerstreifen bei besonderen Vortrittsbedürfnissen für Fussgängerinnen und Fussgänger, wie sie etwa bei Schulen oder Heimen bestehen. „Pro Zebra“ argumentiert, dass die Querung über die Tägertschistrasse diesem Kriterium entspricht, da die Sichtverhältnisse schlecht und die Topografie schwierig seien.

 

Einsprachen angedroht

Trotz konstruktiver Gespräche mit Vertretern der Kantons- und Gemeindebehörden zeige die Gemeinde Münsingen bisher wenig Verständnis. Sollte der Gemeinderat nicht auf die Forderungen eingehen und beim Kanton den Erhalt der Fussgängerstreifen beantragen, wird „Pro Zebra“ den Weg des Rekurses beschreiten. Wie das Komitee schreibt, könne mit «zahlreichen Einsprachen» gerechnet werden.

 

«Schwer wiegt der Eindruck, dass der Kanton bzw. die Gemeinde Münsingen ein ideologisch geprägtes Verkehrsregime mit allen Mitteln durchsetzen will und dabei vergisst, für wen sie im Dienst steht», so die Gruppe «Pro Zebra». Die Gemeinde wolle auf dem Rücken der Schwächsten im Strassenverkehr, ihre Doktrin der Fussgängerstreifen-freien Tempo-30-Zonen durchsetzen. Dagegen will sich die Gruppe wehren.


Autor:in
pd/rb, info@bern-ost.ch
Nachricht an die Redaktion
Statistik

Erstellt: 02.07.2024
Geändert: 02.07.2024
Klicks heute:
Klicks total: