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Tägertschi - 10 000 Tannen warten aufs grosse Fest

Quelle
Berner Zeitung BZ

Die Bauernfamilie Gäumann hat Kühe und Äcker. Ein wichtiges Standbein des Betriebs ist mittlerweile auch die Produktion von Weihnachtsbäumen.

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Sie setzen auf Weihnachtsbäume: Peter und Käthi Gäumann, Therese Nussbaum und Ernst Gäumann (von links). (Bild: Stefan Anderegg)
Vor dem Haus der Bauernfamilie Gäumann in Tägertschi stehen Nordmann-, Blau-, Weiss-, Rot- und Nobilistannen aller Grössen. Derzeit ist die ganze Familie mit dem Weihnachtsgeschäft beschäftigt. Vater Ernst und Sohn Peter fällen die Tannenbäume, bohren mit einer Spezialmaschine senkrecht ein Loch in den Stamm und setzen ihn auf einen Metalldorn. Dies erlaubt, den Baum so zu sehen, wie er später in der Stube steht.

Die Auswahl ist gross, die Entscheidung nicht einfach. «Manche Kunden sehen ihren Baum sofort», sagt Ernst Gäumann. Dann gebe es Leute, die zwei Stunden lang die Bäumchenreihen abschreiten, oder solche, die gar mehrmals kommen. Bäuerin Käthi Gäumann und die ehemalige Lehrtochter Therese Nussbaum kümmern sich um die Kundschaft, bedienen, geben Tipps und verpacken die Bäumchen in ein Netz. Auf Wunsch passen die Männer den Stamm in den Ständer und tragen die Tanne sogar bis zum Auto.

Start in den Achtzigerjahren

Bauer Ernst Gäumann hat 1978 etwa 2000 Nordmannsetzlinge gepflanzt. In den Achtzigerjahren startete der Direktverkauf. Heute bilden die Eltern Ernst und Käthi Gäumann mit ihrem 25-jährigen Sohn Peter eine Generationengemeinschaft. Auf 1,4 Hektaren stehen rund 10 000 Weihnachtsbäume. Die Setzlinge werden in der Schweiz aus kaukasischen und dänischen Samen gezogen. Vater und Sohn haben in Dänemark einmal eine Nordmannplantage besucht. «Gigantisch, eigentlich schon industriell» sei diese gewesen. Auch heute noch wird ein grosser Teil der Nordmanntannen aus dem Norden in die Schweiz importiert. Doch wächst ein immer grösserer Teil dieser begehrten Weihnachtsbäume in der Schweiz. Allerdings langsam. Bis eine Nordmanntanne zwei Meter misst, kann es neun Jahre dauern. Eine Rot- oder Weisstanne erreicht diese Grösse nach sechs Jahren.

Gäumanns Plantage und das Geschäft sind gewachsen. «Das ist, weil wir das ganze Spektrum von Tannenbäumen anbieten», ist Peter Gäumann überzeugt.

Grosses Angebot

Um der zunehmenden Nachfrage nachzukommen, kaufen Gäumanns noch Bäume anderer Produzenten. Zusätzlich bieten sie Deck- und Dekorationsäste an, Gestecke, verschiedene Tannenzapfen sowie Engel und Sterne aus Holz.

Die jungen Bäume brauchen Pflege, Wasser und Schutz, damit die Rehe die Triebe nicht abfressen. Das Gras rund um die Tännchen muss während des Sommers mehrmals gemäht werden. Brennnesseln und Disteln werden chemisch bekämpft. Im Frühling wird der Haupttrieb mit einer speziellen Zange verletzt. So wächst der Baum langsamer in die Höhe und hat damit kleinere Abstände zwischen den Ästen. Ende Oktober fängt das Weihnachtsgeschäft an. Ab Mitte November fällen Vater und Sohn die ersten Adventsbäume. Das sind solche, die in den Gärten und auf Plätzen stehen. Anfang Dezember kommen dann die ersten Kunden für die «Stubenbäume»: Die Männer schneiden laufend Tannen aller Grössen und stellen sie vor dem Bauernhaus auf. Ein kleiner Weihnachtsbaum ist für 20 Franken zu haben, eine mittlere Nordmanntanne für 40 bis 50 Franken. Dabei ist Frische garantiert. Und wer will, kann den Tannenbaum nach Weihnachten zur Entsorgung zurückbringen: Die Familie Gäumann heizt ihr Bauernhaus und das Stöckli mit Holz.

Autor:in
Laura Fehlmann / Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 18.12.2010
Geändert: 18.12.2010
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