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Theaterprojekt Worb: Auch richtige Kerle strippen

Quelle
Berner Zeitung BZ

Das Theaterprojekt Worb präsentiert nach «Klassezämekunft» seine zweite Produktion. Regisseur Alex Truffer inszeniert das Stück «Ladies Night». Darin wollen sechs arbeitslose Männer mit Strippen das grosse Geld machen.

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Noch bleibt die Hose an: Auf der Bühne wird von den strippenden Männern aber deutlich mehr zu sehen sein. (Bilder: Iris Andermatt)
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Regisseur Alex Truffer: 'Ein sozialkritisches Stück.'
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Sechs Männer, alle haben ihre Arbeit verloren und wissen nicht, wie ihr Leben weitergehen soll. Der eine hat Unterhaltszahlungen für seinen Sohn zu leisten, der andere hat seiner Frau auch nach Jahren nicht gesagt, dass er arbeitslos ist. Ihre Geldnot macht die sechs Männer erfinderisch. Nach dem Vorbild der grossen Chippendales beschliessen sie, für Geld die Hosen herunter zu lassen. Doch ihre Show soll besser sein, den sie seien richtige «Kerle», wie die sechs unterschiedlichen Männer betonen. Regisseur Alex Truffer inszeniert mit dem Theaterprojekt Worb eine Mundartfassung der schwarzen Komödie von Stephen Sinclair und Anthony McCarten, die in der englischen Verfilmung unter dem Titel «The Full Monty» weltberühmt wurde.

Mit Sprüchen überspielt
 
Über 30 Männer haben am Casting von Alex Truffer um eine Rolle in «Ladies Night» getanzt, gesungen und gespielt. «Die Bedingungen waren von Anfang an klar: Die Schauspieler wussten, dass sie im Stück nackt zu sehen sein werden», so der Basler Regisseur. Einige Darsteller, die er gerne in seiner Inszenierung gesehen hätte, brachten den Mut dazu nicht auf. Fünf der zehn Männer sind Laiendarsteller, zwei Frauen spielen im Stück mit. Worber Schauspieler seien bei dieser Produktion keine dabei, erzählt Theaterprojektor Dany Rhyner. Für Marco von Gunten ist die Rolle des Strippers die erste, in der er ganz ohne Kleidung auf der Bühne steht. Bei den ersten Proben der Strippszene habe er sich schon etwas seltsam gefühlt. «Jetzt ist es völlig normal», so der 47-jährige Schlosswiler. Adrian Kurmann sagt, in der Gruppe sei es sogar ziemlich einfach, nackt auf der Bühne zu stehen. Der eine oder andere habe sich sicher zu Beginn manchmal geschämt, «aber das haben wir mit Sprüchen und einer grossen Klappe heruntergespielt», gibt er zu und lacht. An die Nacktszenen hätten sie sich langsam herangetastet. Zu Beginn wurde der Stripp mit Unterhosen unter den Stringtangas geübt.

Mehr als «blutte Füdlis»
 
Für Regisseur Truffer handelt das Stück hauptsächlich von anderen Themen als dem Strippen. Er will nicht, dass sich das Publikum die Inszenierung nur der nackten Tatsachen wegen anschaut. «Ich möchte auch nicht, dass die Zuschauer nur mit den blutten Füdlis im Kopf den Theatersaal verlassen.» Um dies zu verhindern, hat er sich eine besondere Überraschung einfallen lassen. Doch verraten will er diese nicht. «Das Stück ist total sozialkritisch: Es geht um Langzeitarbeitslosigkeit, um Schamgefühle, sei es aufgrund der Arbeitslosigkeit oder der Nacktheit, und um die Psyche des Mannes», erklärt Truffer. So steht denn auch in der Inhaltsangabe: «Ein Theater mit sozialkritischen Hinter(n)gedanken.»

«Wo soll ich hinschauen?»

Die Berner Choreografin Tanja Mikhail studierte zum ersten Mal Tanzelemente mit strippenden Männern ein. «Bei den ersten Proben wusste ich nicht, wohin schauen, als sechs nackte Männer vor mir standen», so die Bernerin. Sie findet gut, dass die Schauspieler alle richtige Männer seien, «echte Kerle eben, mit Ecken und Kanten». Wie viel nackte Haut die Zuschauer denn nun wirklich zu bekommen sehen werden, bleibt offen. So viel sei verraten: Nackt werden die sechs Stripper am Ende des Stücks alle sein. Doch Regisseur Truffer plant, sie «lichttechnisch optimal zu verpacken». Was auch immer dies heissen mag.

[i] Ladies Night wird vom 25.November bis am 31.Dez. im «Bären»-Saal Worb aufgeführt. Tickets gibts unter www.theaterprojektworb.ch oder Tel. 0900 92 92 90.

Autor:in
Annina Hasler, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 09.11.2009
Geändert: 09.11.2009
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