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Thunerseespiele - Vom Chorsänger zum Profi

Quelle
Thuner Tagblatt

Sandra Leon aus Allmendingen bei Bern und Jan Simon Messerli aus Burgistein starteten bei den Thunerseespielen ihre Musicalkarriere. Sie sang 2003 im Kinderchor für «Evita» mit, er 2009 im Chor bei «Jesus Christ Superstar». In «Mamma Mia!» stehen beide als Profidarsteller auf der Bühne.

Vom Mitglied im Chor zum professionellen Musicaldarstellenden: Sandra Leon und Jan Simon Messerli haben einst ihre Karriere im Chor der Thunerseespiele begonnen und sind nun mit eigenen Rollen dabei – sie im Ensemble und als Cover von Sophie, er als Eddie. (Fotos: Patric Spahni)
Vor der Taverne von Nonna: Das Ensemble um Jan Simon Messerli (rechts in zurücklehnender Pose) probt die Choreografien auf der Seebühne.

Manchmal können sich die Männer kaum ihr Lachen verkneifen und vergessen beinahe, dass sie eigentlich singen sollten. Ihre Füsse stecken in orangen Flossen, und sie schaukeln im Watscheltanz von einem Bein zum anderen im Rhythmus der Musik auf die Bühne und in Richtung Sky (Angelo Canonico). Dazu sollten sie die Arme in der ausgeklügelten Choreografie bewegen. Und keinesfalls stürzen oder jemanden in der Reihe hinter oder vor sich aus dem Gleichgewicht bringen. Die Freunde feiern Polterabend und versuchen spasseshalber, ihrem Freund seine Sophie (Judith von Orelli) auszuspannen.

 

Einer von Skys Freunden ist Eddie (Jan Simon Messerli). Sandra Leon beobachtet derweil als Sophie-Zweitbesetzung am Rande der Bühne, was Sophie (Judith von Orelli) vor der Taverne mit Sky und seinen Freunden tut, tanzt und singt. Bis zur Premiere von «Mamma Mia!» vom 11. Juli bleibt ihnen nun noch eine Woche, bis dann muss alles bis auf das letzte Detail sitzen.

 

Sie als Teenager bewundert

Jan Simon Messerli als auch Sandra Leon spielen in der Komödie nicht nur beide im Profiensemble auf der Seebühne in Thun, sondern sie verbindet noch eine andere Gemeinsamkeit: Beide haben ihre Musicalkarriere auf der Thunerseebühne gestartet. Sie sang 2003 im Kinderchor für «Evita» und er 2009 im Chor für «Jesus Christ Superstar» (vgl. Kasten). Beiden erfüllt sich mitdiesem Beruf ein Traum: Sie können ihre Talente im Tanzen, Singen und Schauspielern vereinen. «Für mich ist es etwas ganz Besonderes, dass ich nach dreizehn Jahren wieder zusammen mit Monica Quinter auf der Seebühne stehen kann. Sie hatte ja 2003 die Rolle der Evita inne und interpretiert jetzt Donna», sagt Sandra Leon in einer Pause.

 

«Ich habe sie als Teenager bewundert und zu ihr hochgeschaut.» Unvergesslich seien ihr der tosende Applaus und die Standing Ovation von damals geblieben. Der Auftritt in Thun sei für sie auch deshalb speziell, weil sie mit ihrem Hund im Elternhaus in Allmendingen bei Bern wohne und dank des Enga-gements in Thun einen besonders kurzen Heimweg habe.

 

Viele schöne Erinnerungen

Jan Simon Messerli schmunzelt, während er ihr zuhört. Für ihn ist sein Engagement in Thun aus einem ähnlichen Grund speziell. «Da ich in Blumenstein aufgewachsen bin und während meiner Saison mit ‹Mamma Mia!› in einer Wohngemeinschaft in Thun lebe, kann ich mehr Zeit mit meiner Familie verbringen.» Er habe viele schöne Erinnerungen an die Stadt Thun, die für ihn Heimat bedeute. Er liebe das magische Ambiente am See und die tollen Ausflüge. «Es ist einmalig, dass ich in dieser Spielsaison zu Hause sein und zugleich ohne Aufwand alte Freunde treffen kann.»

 

Überhaupt verbindet die beiden die Theaterleidenschaft in jederlei Hinsicht. «Ob Darsteller oder Abendspielleiter, ich liebe die Möglichkeiten, das Familiäre und das Gefühl von Zusammengehörigkeit hinter der Bühne und im Team», sagt er. Seine Liebe zum Theater habe er aber erst in Thun entdeckt, als er 2007 bei «Les Misérables» im Publikum gesessen sei. «Mich hat das Geschehen unglaublich fasziniert.»

 

Der Sprung im Kopf

«Ich spielte schon in der Schule gerne Theater», erinnert sich Sandra Leon. Die Umstellung von damals zu heute war nicht leicht. «Bei Evita war ich 14 und Teil des Chors. Für ‹Mamma Mia!› kehre ich nun erstmals als erwachsene, ausgebildete Musicaldarstellerin auf die Seebühne zurück.» Dieser Sprung sei im Kopf nicht immer ganz einfach – für mich und für das Umfeld, das mich noch als Chormädchen kennt. Doch ihre Befürchtungen hätten sich nicht bewahrheitet. «Für mich geht ein grosser Traum in Erfüllung.»

 

SANDRA LEON UND JAN SIMON MESSERLI

Zwei Talente mit demselben Theatervirus

Sandra Leon (Jg. 1988) sang 2003 als 14-Jährige zusammen mit einer Freundin im Kinder chor für das Musical «Evita», mit welchem die Thunerseespiele ihre Produktionen begannen. Danach wirkte sie in Thun bei «Anatevka», «Miss Saigon», «Elisabeth» und «Les Misérables» im Chor mit. Nach der Musicalausbildung war Leon von 2008 bis 2012 als Gret fes ter Teil des «Ewigi Liebi»- Ensembles, zu dem sie 2017 in der Rolle als Heidi zurückkehrte. Insgesamt spielte sie «Ewigi Liebi» über 800-mal. 2016 interpretierte sie Tracy in «Hairspray», was Sandra Leon als Erfüllung eines Traumes bezeichnet. In «Mamma Mia!» ist sie Teil des Profiensembles und die Zweitbesetzung von Sophie.

 

Jan Simon Messerli (Jg. 1991) studierte an der Universität in Bern Philosophie und Germa nistik. Auf der Seebühne stand er 2009 das erste Mal bei «Jesus Christ Superstar» als Chormitglied auf der Bühne und sang anschliessend 2011 bei «Gotthelf» mit und 2012 bei «Titanic». 2013 sammelte Messerli bei «Der Besuch der alten Dame» erste Erfahrungen als Hospitant und war zwei Jahre später bei «Romeo & Julia» als Inspizient (der Verantwortliche für die technischen Abläufe während der Vorstellung) im Einsatz, ebenso bei «Sugar – manche mögens heiss». Er wirkte unter anderem auch bei den Musicals «Alperose», «Mein Name ist Eugen» und «Ewigi Liebi» mit. In «Mamma Mia!» interpretiert er Eddie, einen Freund von Sky, dem Verlobten von Sophie. sft


Autor:in
Franziska Streun, Thuner Tagblatt
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Erstellt: 04.07.2018
Geändert: 04.07.2018
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