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Toni Steiner aus Stettlen: "Me cha fasch alles flicke"

Die meisten Dinge sind reparierbar, weiss Toni Steiner aus Stettlen. Deshalb hat der Maschinenbauingenieur mit dem Gemeinnützigen Verein Stettlen die "ReparierBar" gegründet.

Toni Steiner in der Werkstatt der ReparierBar in Stettlen. (Bilder: Melanie Burkhard)
Vier Augen sehen mehr als zwei: Wenns ums Reparieren geht, arbeiten die Helfer*innen zusammen.
Von Nähen bis Elektronik: In der Reparierbar wird alles geflickt.

"Ich habe immer davon geträumt nach meiner Pensionierung mit einer mobilen Werkstatt durch die Schweiz zu fahren und Sachen zu reparieren", erzählt der 72-jährige Toni Steiner. Die mobile Werkstatt gibt es zwar nicht, aber Sachen repariert Steiner trotzdem. Zusammen mit dem Gemeinnützigen Verein Stettlen hat er dafür die "ReparierBar" in Stettlen mitbegründet.

 

"Wir funktionieren eigentlich gleich wie die Repair Cafés und sind ebenfalls dem Konsumentenschutz angeschlossen", erklärt Steiner. In der "ReparierBar" können Leute defekte Geräte, Maschinen und andere Dinge zum Flicken vorbeibringen. Im Unterschied zu den Repair Cafés, die meist in öffentlichen Räumen stattfinden, hat die Reparierbar aber einen fixen Standort. Auf die Idee eine solche Werkstatt zu gründen, sei er eigentlich durch seinen Sohn gekommen. "Er hat in Zürich eine ReparierBar eröffnet, und ich habe dort manchmal ausgeholfen."

 

Von der Kühltechnik zum Mars

Toni Steiner ist aber nicht nur privat an Technik und Maschinen interessiert. "Ich habe ursprünglich Kühlanlagemonteur gelernt und später am Abendtechnikum in Bern noch das Studium zum Maschinenbauingenieur gemacht." Er habe bis 60 im Bereich der Kühltechnik gearbeitet, sagt Steiner. "Dann bin ich zufällig einem alten Studienkollegen begegnet, der daran gearbeitet hat, Gesteinsproben vom Mars auf die Erde zu holen." Dieser habe ihn gefragt ober er Interesse habe, an dem Projekt mitzuarbeiten. "Als ich zum ersten Mal dort im Büro war habe ich überhaupt nichts verstanden und mir die ganze Zeit überlegt, wie ich da wieder verschwinden könnte", berichtet Steiner lachend. Er habe anschliessend aber doch drei Jahre an dem Projekt mitgearbeitet.

 

In Stettlen ist Steiner seit rund 20 Jahren zuhause. "Meine Partnerin und ich haben für uns und unsere Kinder ein Haus gesucht und sind in Stettlen fündig geworden." Seit 2015 engagiert sich Steiner im Gemeinnützigen Verein Stettlen. "Durch den Verein bin ich auch deutlich besser vernetzt im Dorf", meint er.

 

Viel unterstützung für die "ReparierBar"

So sei er bei einem Apero des Gemeinnützigen Vereins mit Aschi Lehmann ins Gespräch gekommen. "Aschi war auch begeistert von der Idee eine Reparierwerkstatt zu eröffnen und wir haben das Projekt in Angriff genommen."

 

Die Gemeinde Stettlen habe ihnen für die "ReparierBar" eine leere Wohnung neben dem Kindergarten in Stettlen zur Verfügung gestellt. "Seit letztem Herbst haben wir die Räume renoviert und eine Werkstatt eingerichtet." Am Anfang seien sie zu viert gewesen, inzwischen würden aber 13 freiwillige Helfer*innen in der "ReparierBar" mitarbeiten, erzählt Steiner. "Wir haben von verschiedenen Seiten sehr viel Unterstützung bekommen. Fast die gesamte Werkstattausrüstung ist uns gespendet worden."

 

Es gibt viel zu flicken

Die "ReparierBar" hätte eigentlich am 4. April eröffnet. "Das mussten wir dann leider alles stoppen wegen den Massnahmen des Bundes", sagt Steiner. Da die Arbeit aber allen Helfer*innen gefehlt habe, hätten Sie sich per Doodle organsiert, um zu koordinieren wer wann in der Werkstatt sei. "So konnten wir trotzdem damit anfangen Sachen zu flicken."

 

Die Arbeit wird den Helfer*innen der "ReparierBar" so schnell wohl nicht ausgehen. Steiner sagt: "An den ersten beiden Terminen, an denen die Leute Dinge zum Reparieren vorbeibringen konnten, haben wir bereits über 40 Aufträge bekommen."

 

Als Chef der "ReparierBar" in Stettlen versteht sich Toni Steiner nicht. Er sei zwar der administrative "Tätschmeister", aber er sei nicht wichtiger als alle anderen Helfer*innen. "Ich habe das Projekt angerissen, aber ohne alle Anderen, die mitmachen, wäre die ‚ReparierBar‘ nicht möglich. Sie alle tragen das Projekt mit."


Autor:in
Melanie Burkhard, info@bern-ost.ch
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Erstellt: 16.08.2020
Geändert: 17.08.2020
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