- Region
Tradition weitergeben: 60. Brächete in Zäziwil
Seit 1955 findet in Zäziwil jeweils am letzten Mittwoch im September die «Brächete» statt. Am 24. September ist es zum 60. Mal soweit.
An der «Brächete» in Zäziwil zeigen Trachtenfrauen und in Halblein gekleidete Männer auf den alten Handgeräten, wie aus der Flachspflanze Leinenstoff wird. Die Arbeitsschritte werden am Mittwoch, 24. September, von 9 bis 17 Uhr auf einem Rundgang präsentiert. Den Besuchern wird auch anderes traditionelles Handwerk vorgeführt.
So kann zum Beispiel dem Schindelmacher, dem Pferdehufschmied oder dem Korber zugeschaut werden. Zudem werden an 110 Marktständen Spezialitäten aus der Region angeboten. Die Festwirtschaft wird durch die Dorfvereine betrieben, welche dieses Jahr als Jubiläumsmenü eine Berner Platte servieren. Musikalisch wird der Anlass mit Zither- und Örgelimusik umrahmt und es werden Trachtentänze vorgeführt.
Brauch ging verloren
Bis gegen Mitte des letzten Jahrhunderts spielte Flachs eine bedeutende Rolle in der bäuerlichen Wirtschaft. Die Naturfaser war auch wichtig, um den Eigenbedarf an Stoff abzudecken. Mit der Globalisierung in den 1950er-Jahren war Baumwolle plötzlich spottbillig zu haben und das Bewirtschaften von Flachs lohnte sich nicht mehr. Bis anhin wurde fast in jedem Weiler eine «Brächete» abgehalten. Sie vereinte die Arbeit und das Gesellschaftsleben.
Hanni Stalder, OK-Mitglied «Brauchtum», sagt: «Am Abend trugen die jungen Männer den Frauen und Mädchen jeweils den Flachs nach Hause.» Vier Zäziwiler trauerten dem verloren gegangenen Brauch nach: ein Schriftsteller, ein Komponist, der Wirt vom «Weissen Rössli» und der Gründer der Emmentaler Handweberei. Schliesslich organisierten sie 1955 die erste «Brächete» mit rein festlichem und informativem Charakter. Es wurden erst wenige Gegenstände präsentiert und Trachtenfrauen zeigten die traditionelle Verarbeitung.
Entwicklung wird beobachtet
Das Organisationskomitee schätzt die Anzahl Besucher mittlerweile auf knapp 10’000. Laut Hanni Stalder nahm das Interesse fürs alte Handwerk in den letzten Jahren eher noch zu. «Einige Leute reisen sogar aus dem Ausland an», sagt Hanni Stalder, welche an der Brächete schon ein paar lustige Begegnungen hatte: Einmal habe ein Mann kaum glauben wollen, dass aus der dünnen Faser, die er als Haar bezeichnete, ein feines Leinenhemd hergestellt werden könne. «Ich verriet ihm dann, dass er ein Leinenhemd trage», sagte sie.
Für das OK der «Brächete» steht das Vermitteln des schönen Brauchs im Vordergrund. «Wir wünschen uns dennoch, dass die Naturfasern Flachs, Nutzhanf und Brennnessel wieder für kommerzielle Zwecke angepflanzt werden. Die Entwicklungen der IG Niutex (siehe Kasten) verfolgen wir interessiert», erklärt Hanni Stalder.
So kann zum Beispiel dem Schindelmacher, dem Pferdehufschmied oder dem Korber zugeschaut werden. Zudem werden an 110 Marktständen Spezialitäten aus der Region angeboten. Die Festwirtschaft wird durch die Dorfvereine betrieben, welche dieses Jahr als Jubiläumsmenü eine Berner Platte servieren. Musikalisch wird der Anlass mit Zither- und Örgelimusik umrahmt und es werden Trachtentänze vorgeführt.
Brauch ging verloren
Bis gegen Mitte des letzten Jahrhunderts spielte Flachs eine bedeutende Rolle in der bäuerlichen Wirtschaft. Die Naturfaser war auch wichtig, um den Eigenbedarf an Stoff abzudecken. Mit der Globalisierung in den 1950er-Jahren war Baumwolle plötzlich spottbillig zu haben und das Bewirtschaften von Flachs lohnte sich nicht mehr. Bis anhin wurde fast in jedem Weiler eine «Brächete» abgehalten. Sie vereinte die Arbeit und das Gesellschaftsleben.
Hanni Stalder, OK-Mitglied «Brauchtum», sagt: «Am Abend trugen die jungen Männer den Frauen und Mädchen jeweils den Flachs nach Hause.» Vier Zäziwiler trauerten dem verloren gegangenen Brauch nach: ein Schriftsteller, ein Komponist, der Wirt vom «Weissen Rössli» und der Gründer der Emmentaler Handweberei. Schliesslich organisierten sie 1955 die erste «Brächete» mit rein festlichem und informativem Charakter. Es wurden erst wenige Gegenstände präsentiert und Trachtenfrauen zeigten die traditionelle Verarbeitung.
Entwicklung wird beobachtet
Das Organisationskomitee schätzt die Anzahl Besucher mittlerweile auf knapp 10’000. Laut Hanni Stalder nahm das Interesse fürs alte Handwerk in den letzten Jahren eher noch zu. «Einige Leute reisen sogar aus dem Ausland an», sagt Hanni Stalder, welche an der Brächete schon ein paar lustige Begegnungen hatte: Einmal habe ein Mann kaum glauben wollen, dass aus der dünnen Faser, die er als Haar bezeichnete, ein feines Leinenhemd hergestellt werden könne. «Ich verriet ihm dann, dass er ein Leinenhemd trage», sagte sie.
Für das OK der «Brächete» steht das Vermitteln des schönen Brauchs im Vordergrund. «Wir wünschen uns dennoch, dass die Naturfasern Flachs, Nutzhanf und Brennnessel wieder für kommerzielle Zwecke angepflanzt werden. Die Entwicklungen der IG Niutex (siehe Kasten) verfolgen wir interessiert», erklärt Hanni Stalder.
Autor:in
Remo Reist, Wochen-Zeitung
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Erstellt:
18.09.2014
Geändert: 18.09.2014
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