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Trimstein - Hier gibt's Möbel aus Gotthelfs Zeiten
Erika Zeller hat während Jahren zusammen mit ihrem Mann alte Bauernmöbel restauriert und diese weiterverkauft. Nach 20 Jahren hat sie ihren Antiquitätenladen in Worb geräumt und bei sich im Keller einen Schauraum eingerichtet. Präsentiert werden holzige Unikate aus den letzten 200 Jahren. BERN-OST hat sie erzählt, wie sie und ihr Mann zu den antiken Möbel gekommen sind.
"Nein, ich lasse mich nicht fotografieren", da bleibt Erika Zeller, 70, hart bis zum Ende. Es gehe um die alten Möbel, nicht um sie. Zeller ist im Berner Oberland aufgewachsen, den Dialekt hat sie beibehalten, seit 50 Jahren wohnt sie in Trimstein. Ihr Mann war Schreiner und begann in den 80er Jahren, alte Möbel zu restaurieren.
In jungen Jahren gings los
Erika Zeller erinnert sich, wie es mit den antiken Möbeln angefangen hat. "Die Arbeit als Antikschreiner gefiel ihm, und wir begannen bei Bauern alte Möbel zu kaufen. Erst für uns privat, dann kamen immer mehr dazu. Mit der Zeit hatten wir ein Lager mit antiken Bauernmöbeln in der Garage." Zeller wohnt noch heute in Trimstein. Vom Balkon geniesst sie ein 180-Grad-Panorama mit Blick aufs Aaretal. "Man blickt vom Stockhorn bis zum Chasseral." Eine Aussicht zum Geniessen.
Auf in die Selbständigkeit
Nachdem sich bei Andreas und Erika Zeller immer mehr antike Möbel angesammelt hatten, beschlossen sie 1988, sich selbständig zu machen. Sie eröffneten im ehemaligen Restaurant Luginbühl in Konolfingen ihr erstes "Lädeli". Die Aufgabenteilung bei Zellers war klar. Ihr Mann habe stets gesagt: "Ich habe die Möbel, du die Kundschaft." Sie habe sich um den Verkauf gekümmert. Bald kam ein Schaufenster über dem Kino Grünegg in Konolfingen dazu. 2001 zogen sie mit dem Laden um nach Worb an die Bollstrasse, gegenüber des Restaurants Löwen.
Es läuft
"Das Geschäft mit den Restaurationen und dem Verkauf von alten Schränken und Kommoden lief gut. Sehr gut", betont Zeller. Sie konnten als Familie davon leben. Es sprach sich herum, ihr Mann restaurierte Klaviere, Flügel, Biedermeier und barocke Möbel. Zellers kauften alte Möbel bei Bauern in der Gegend oder aus dem Oberland. "Wir nahmen nur die Möbel, die uns selbst auch gefielen. Es sind Stücke aus der Jahrhundertwende darunter oder noch ältere", so Erika Zeller.
Das war noch Handwerkskunst
"Diese Möbel sind ein Kulturgut, das ist eine Hommage an unsere Vorfahren. Damals haben die Dorfschreinereien mit einfachem Werkzeug ein schönes Profil gemacht." Zeller streicht mit der Hand über eine abgerundete Kante eines alten Barockschranks, der in ihrem Wohnzimmer steht. "Die Schreiner hatten eine grosse Liebe zum Detail, sie gingen ins Bauernhaus, massen es aus und schreinerten einen Schrank für diesen Raum. Wir hatten nie zwei Mal das gleiche Möbel, es sind alles Einzelstücke."
Vom Schaufenster in den Keller
Ihr Mann Andreas verstarb vor vier Jahren. Deshalb entschied sich Erika Zeller den Laden in Worb zu schliessen. In ihrem Keller in Trimstein hat sie mit Hilfe ihres Sohnes einen Schauraum mit den übriggebliebenen Möbeln eingerichtet. Vom Tisch über handbemaltes Geschirr, einem Sekretär bis zur Mistgabel ist vieles restauriert und ausgestellt. "Ich bin nicht unter Druck verkaufen zu müssen", sagt Zeller.
Durch den Keller weht ein Hauch aus Gotthelfs Zeiten. Nach telefonischer Voranmeldung sind Besucher:innen willkommen, sich umzusehen und ein wenig zu stöbern. Selbstverständlich kann auch gekauft werden. Bei Antiquitäten könne 'gemärtet' werden, so Zeller. "Die Preise sind verhandelbar."
[i] Zeller Antiquitäten, Bühl 12, Trimstein, Anmeldung unter Nummer: 079 231 26 35.
Erstellt:
10.01.2023
Geändert: 10.01.2023
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