- Region
Umgestaltung Badi-Vorplatz: Balanceakt zwischen Erwartungen und Machbarkeit
Die geplante Neugestaltung des Badi-Vorplatzes in Münsingen trifft auf vielfältige Meinungen und Wünsche aus der Bevölkerung. Während der Mitwirkung wurden zahlreiche Anregungen eingebracht, die das Bauherrenteam zu einem durchdachten Kompromiss führen sollen. Das Dossier mit den gesammelten Punkten zeigt: Allen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann.
Das Aareufer beim Badi-Vorplatz soll naturnah und ökologisch aufgewertet werden, ein Anliegen, das sowohl bei der Bevölkerung als auch bei den Initiator:innen des Projekts Zustimmung findet. Doch auch bei dieser scheinbar klaren Zielsetzung zeigt sich, dass die Detailvorstellungen variieren. Die Mitte-Partei etwa wünscht sich am Ufer zusätzliche Bänke mit Rückenlehnen, um den Komfort für Besucher zu erhöhen. Eine Privatperson betont hingegen, dass auch die Sitzgelegenheiten die Biodiversität fördern sollten.
Das Projektteam und die Bauherrschaft setzen hier auf einen Kompromiss: Das Ufer wird mit Natursteinblöcken ausgestaltet, die nicht betoniert sind, sodass kleine Hohlräume und Lücken für Tiere und Pflanzen Lebensraum bieten. Zusätzlich sollen neue Sitzbänke im «Münsinger Standardmodell» aufgestellt werden.
Im Bereich der Zugänglichkeit plädiert der Verein «Hindernisfrei durch Münsingen» für mehr behindertengerechte Wege mit glatten, asphaltierten Belägen. Das haben die Verantwortlichen im Bereich der Hauptwege so geplant. Ansonsten werden versickerungsfähige Flächen bevorzugt, die die Hitzeentwicklung im Sommer minimieren.
Balance Sicherheit und Geschwindigkeit
Auch die Begegnungszone rund um die Badi, wo ein Tempo-20-Limit angestrebt wird, wird grundsätzlich positiv bewertet. Die genauen Regelungen sind jedoch umstritten. Eine Privatperson äussert Bedenken bezüglich der Vortrittsregeln, eine weitere möchte nur im Sommer Tempo 30. Auch der Verein «Hindernisfrei durch Münsingen» äussert Sicherheitsbedenken: Da Menschen mit Behinderungen oft langsamer auf herannahende Fahrzeuge reagieren, sei eine bauliche Umsetzung erforderlich, die das Tempo-20-Limit gewährleistet.
Das Projektteam und die Bauherrschaft betonen, dass die asphaltierten Beläge und Führungslinien berücksichtigt werden und die Begegnungszone die Verkehrssicherheit erhöhen soll.
Balance Sicherheit und Naturverträglichkeit
Die Beleuchtung des Vorplatzes spaltet die Meinungen: Während einige Bürgerinnen und Bürger fordern, Lampen auszuschalten, um nachtaktive Tiere zu schützen und nächtliche Ruhestörungen zu vermeiden, merken andere an, dass sehbehinderte Menschen insbesondere bei Dämmerung mehr Licht benötigen. Auch beim Baumbestand gibt es unterschiedliche Ansichten. Einige Stimmen wünschen sich nur einen 1:1-Ersatz für gefällte Bäume, andere fordern mehr Bäume sowie einzelne Grossbäume, die sich langfristig zu stattlichen Schattenspendern entwickeln könnten. Einig ist man sich jedoch darüber, dass die Bäume einheimisch sein sollen.
Das Bauherrenteam beabsichtigt, mit einem Beleuchtungsplaner ein Konzept zu entwickeln, das die Bedürfnisse von Mensch und Natur vereint. Die genaue Art und Anzahl der Bäume sollen in der Projektphase weiter konkretisiert werden.
Balance Kleintierwohl und Durchgängigkeit
Die Idee eines Kleintierkorridors findet grundsätzlich Zustimmung. Einige Bürger sehen jedoch den Endpunkt am Badizaun kritisch, da Kleintiere dort nicht weiterkommen und am anderen Ende die Strasse ist. Es sei geplant, bei der Badi-Sanierung den Badi-Zaun leicht anzuheben, sodass Kleintiere hindurchkriechen können. Allfällige Strassenquerungen seien allerdings nicht völlig vermeidbar und bleiben eine Herausforderung, teilen die Verantwortlichen mit.
Balance Verkehrsberuhigung und Besucherandrang
Die geplante Reduzierung der Parkplätze auf dem Badi-Vorplatz wird als Schritt zur Förderung der Naherholung begrüsst, stösst aber auch auf Bedenken hinsichtlich des Verkehrsaufkommens an Spitzentagen. Die Mitte-Partei und die GLP schlagen vor, das «Parkplatz belegt»-Schild vor der Autobahnbrücke aufzustellen, um unnötige Staus zu vermeiden. Als Antwort prüft das Bauherrenteam aktuell ein Parkleitsystem, dessen Standort in der Ausführungsphase festgelegt wird.
Veloabstellplätze und E-Bike-Ladestationen
Der Wunsch nach mehr Veloabstellplätzen und Ladestationen für E-Bikes ist in der Bevölkerung weit verbreitet. Die bisher vorgesehenen Plätze im Kreisel und auf der Landzunge stossen jedoch auf Kritik, da diese Anordnung von den Bürgern als unpraktisch empfunden wird. Die Bauherrschaft versichert, dass das Angebot an Veloabstellplätzen in der aktuellen Projektphase weiterentwickelt und optimiert wird. Auch die Einrichtung von Steckdosen für das Aufladen von E-Bikes entlang der Badi sei bereits in Planung.
Ein langer Weg bis zur Umsetzung
Das Baugesuch für die Umgestaltung des Badi-Vorplatzes wird voraussichtlich im März 2025 eingereicht. Gleichzeitig startet das Submissionsverfahren für die Bauarbeiten. Besondere Flexibilität ist für die Bereiche des Badi-Eingangs und des geplanten Restaurants gefragt, da hier Raum für spätere Anpassungen gelassen werden soll.
Erstellt:
15.11.2024
Geändert: 15.11.2024
Klicks heute:
Klicks total:
Bei BERN-OST gibt es weder Bezahlschranken noch Login-Pflicht - vor allem wegen der Trägerschaft durch die Genossenschaft EvK. Falls Sie uns gerne mit einem kleinen Betrag unterstützen möchten, haben Sie die Möglichkeit, dies hier zu tun.