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Unihockey Prime League: Die Tigers als Vize-Meister zwischen Stolz und Enttäuschung

„Ein Märchen ohne Happy-End“ – die Tigers verlieren den Superfinal mit 8:9 gegen Zug United. Ihre einzige Aufgabe in den nächsten Tagen wird sein, nach der verständlichen Enttäuschung zu erkennen, wie stolz sie auf ihre Leistung der vergangenen Saison sein können.

Die verständliche Enttäuschung wird bald der Erkenntnis über die grossartige Leistung der vergangenen Saison weichen. (Bild: Fabian Trees, imagepower.ch / zvg)

Ein persönlicher Matchbericht, wo Unihockey gar nicht so im Vordergrund steht:

 

Tröstende Gesten statt Gratulationsworte

Bereits die ganze Woche gingen mir verschiedenste Szenarien und mögliche Formulierungen durch den Kopf, was man über dieses ausserordentliche Spiel schreiben kann. Und nun sitze ich, zusammen mit vielen weiteren Tigers-Fans im Car, mit der berühmten „Leere im Kopf“, welche auch von Sportlern nach wichtigen Spielen oft erwähnt wird. Der Fancar ist auf der Rückfahrt nach Biglen, wo die Vize-Schweizermeister in Kürze empfangen werden. Ein erstes berührendes Wiedersehen gab es bereits ausserhalb der Halle. Für jeden Spieler, der die Halle verliess, wurde anerkennend applaudiert. Viele Spieler und Angehörige mit Tränen in den Augen. Die Spieler wurden in diesem Moment der Enttäuschung in die Arme genommen - Umarmungen mit Bedeutung: Wir sind stolz auf euch und teilen die Enttäuschung mit euch, stehen auch in diesem Moment zusammen.

 

Fast perfekt ist nicht ganz perfekt

Bei allem Optimismus und Zuversicht im Vorfeld war allen auch klar, dass sehr vieles zusammenpassen muss. Nur wenn sich nahezu jedes Puzzleteil perfekt einfügt, reicht es für den Sieg. In den ersten beiden Dritteln hatte nicht alles perfekt gepasst, teilweise fehlte das notwendige Glück oder der Klasse der Zuger konnte nicht Einhalt geboten werden. Die Tigers gaben auch hier nie auf und blieben lange dran. Mit dem Treffer zum 7:5 zu Beginn des Schlussabschnitts war die Hoffnung gross. Frustrierend war der Gegentreffer zum 8:5, wo sich wohl auch die Schiedsrichter gewünscht hätten, den VAR konsultieren zu dürfen. Rahmentreffer gab es beidseits und das Glück lässt sich nur manchmal und eben nicht immer erzwingen. Der zwischenzeitliche 9:5-Rückstand war am Schluss leider doch ein zu hoher Rückstand.

 

Spannung bis zum Schluss

Ja, ich gebe es zu: Beim 9:5 in der 53. Minute war meine Zuversicht nicht mehr gross. Aber das Team auf dem Feld gab nicht auf - sie zeigten ihren immensen Siegeswillen und Teamgeist, kamen 39 Sekunden vor Schluss nochmals auf 9:8 heran. Im Wissen, dass ich mich wiederhole: Eine unglaubliche mentale Leistung und abermals der Beweis, was die Tigers in dieser Saison so stark machte. Doch Zuversicht, Hoffen und Bangen endeten mit dem Schlusspfiff. Das Drehbuch wäre perfekt gewesen: Der Aussenseiter stösst bis ins Finale vor, wehrt sich gegen einen vermeintlich übermächtigen Gegner lange hervorragend, gerät dennoch in grosse Rücklage und schafft es mit Kampfgeist nochmals heran und schafft den Sieg. Ja, dieses Drehbuch hätten sich die Tigers – und mit ihnen zusammen, gefühlt 95 % der Schweizer Unihockeyfans – so gewünscht.

 

Nur lobende Worte fürs Team, Staff & Umfeld

Die Enttäuschung ist gross, auch bei den Fans. Wer im Final steht, möchte diesen auch gewinnen.  «Die Tigers können gar nicht verlieren» war oftmals im Vorfeld zu hören. Und auch wenn die reine Betrachtung des Resultats eine Niederlage ist, die Tigers haben nicht verloren – sie haben nur nicht den Pokal gewonnen. Gewonnen haben sie an wertvollen Erfahrungen, einem unglaublichen Teamgeist und im Namen von vielen Unihockey-Fans den Titel «Sieger der Herzen». Ein grosses Lob aus ganzem Tiger-Herzen ans ganze Team. Auch das Trainer-Team hat hervorragende Arbeit geleistet. Die Wahl von Yannick Rubini als Unihockeytrainer des Jahres dürfte nur Formsache sein. Im Hintergrund haben viele Funktionäre an der «Tigers-Ausgabe 2024/25» mitgearbeitet – ein Engagement, welches nicht selbstverständlich ist.

 

Merci & wir feiern trotzdem (oder: wir feiern erst recht)

Vor kurzem ist der Team-Car in Biglen eingetroffen. Das Team wurde frenetisch empfangen - die Strasse vom Parkplatz zur Halle gesäumt von Fans, Zuckerstöcke sorgen für das perfekte Ambiente. Es bleibt nur eine Frage: Wie wäre der Empfang ausgefallen, wenn die Tigers noch den Pokal hätten mitbringen können? Davon darf weiter geträumt werden, ein Antrieb bereits jetzt für die kommende Spielzeit. Aber zuerst wird gefeiert! Die Emmentaler-Fans danken ihrem Team für viele hochspannende Spiele, aufopferungsbereiten Einsatz und so viel Herzblut und Kampfgeist. Man darf im Namen aller Fans sagen: 

Merci Tigers für diese mitreissende Saison!

 

Ausführliches Telegramm (von unihockey.ch):
Zug United - Unihockey Tigers 9:8 (3:2, 4:2, 2:4)
BCF Arena, Fribourg. 8892 Zuschauer. SR Schläpfer/Fässler.
Tore: 9. S. Steiner (Lauber) 0:1 (Überzahltor). 13. (12:27) Sjögren (Gustafsson) 1:1. 13. (12:38) J. Nigg (F. Flütsch) 2:1. 14. (13:02) Lauber (Svensson) 2:2. 15. (14:13) Sjögren (Gustafsson) 3:2. 27. (26:46) S. Nigg (Gustafsson) 4:2. 28. (27:39) Arnold (Johansson) 5:2. 31. Gfeller (Pfister) 5:3. 34. (33:40) Nilsberth (Gustafsson) 6:3. 34. (33:56) Kropf (S. Steiner) 6:4. 37. Johansson (Kailiala) 7:4 (Strafe angezeigt). 42. Gfeller (M. Steiner) 7:5. 51. Nilsberth (Sjögren) 8:5. 53. Sjögren (Johansson) 9:5 (Überzahltor). 58. Kropf (S. Steiner) 9:6 (Tigers ohne Torhüter). 60. (59:03) Lauber (Gfeller) 9:7 (Tigers ohne Torhüter). 60. (59:21) S. Steiner (Lauber) 9:8 (Tigers ohne Torhüter).
Strafen: 3mal 2 Minuten gegen Zug United. 1mal 2 Minuten gegen Unihockey Tigers.
Zug United: Schälin; Gustafsson, Nilsberth; Mock, Neidhart; T. Flütsch, Stettler; S. Nigg, Sjögren, Kailiala; Arnold, A. Christen, Johansson; Hedlund, F. Flütsch, J. Nigg
Unihockey Tigers: Beck; L. Steiner, Fankhauser; Svensson, Aebersold; Strohl, Schlegel; Gfeller, M. Steiner, Pfister; Lauber, Kropf, S. Steiner; Stucki, Mühlemann, J. Schwarz
Bemerkungen: 58:34 Timeout Tigers. Matteo Steiner und Tobias Gustafsson als beste Spieler ausgezeichnet.

 

[i] Der BERN-OST Kurzbericht "Unihockey Superfinal: Tigers verlangten der Startruppe aus Zug alles ab"

[i] Interview mit Thomas Gfeller nach dem Match


Autor:in
Thomas Blaser, Unihockey Tigers
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Erstellt: 27.04.2025
Geändert: 28.04.2025
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