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Ursellen - Eine Geburtstagfeier für das "Schlössli"
Das spätbarocke Schloss Ursellen bei Konolfingen wird heuer 300 Jahre alt.
Es gibt wohl niemanden im Kanton Bern, der von sich behaupten kann, zwei Schlösser zu besitzen - niemanden bis auf Matthias Steinmann: Seit 32 Jahren ist der emeritierte Medienwissenschaftler und Unternehmer Herr über Schloss Ursellen zu Konolfingen.
Letztes Jahr erwarb Steinmann nach langen Verhandlungen auch das nahe Schloss Wyl in Schlosswil. Das gestrige Fest war aber nicht dem burgartigen ehemaligen Gerichtsgebäude, sondern dem lieblichen Konolfinger «Schlössli» gewidmet: Zusammen mit rund 90 Gästen - darunter Vertretern der Gemeinde - feierte Steinmann dessen 300-jähriges Bestehen.
Letztes Jahr erwarb Steinmann nach langen Verhandlungen auch das nahe Schloss Wyl in Schlosswil. Das gestrige Fest war aber nicht dem burgartigen ehemaligen Gerichtsgebäude, sondern dem lieblichen Konolfinger «Schlössli» gewidmet: Zusammen mit rund 90 Gästen - darunter Vertretern der Gemeinde - feierte Steinmann dessen 300-jähriges Bestehen.
Der 70-Jährige bewohnt das Schloss mit seiner Frau und mehreren Bediensteten. «Schon seit ich jung war, wollte ich ein Schloss besitzen», sagt er im Vorfeld der Festivitäten dem «Bund». Wie es der Zufall wollte, stand 1980 just in seiner Heimatgemeinde das Schloss Ursellen zum Verkauf. «Zum Glück wollte es niemand sonst haben», erinnert sich Steinmann. «Ich konnte es zum Preis einer schönen Villa erstehen.»
Der tiefe Kaufpreis spiegelte indes auch den Zustand des Gebäudes wieder. «Das Dach, die Wände, die Innenräume, der Garten - alles musste umfassend saniert werden», sagt er. Unterstützt wurde die Renovation von Jürg Schweizer, dem damaligen Leiter der kantonalen Denkmalpflege. «Er hat mir einen Brief mit Vorschlägen geschickt, und ich habe diese umgesetzt», sagt der Schlossherr. Erst kürzlich wurden die letzten Arbeiten abgeschlossen. «Jetzt ist das Schloss in meinen Augen fertig», meint Steinmann, «ich wüsste jedenfalls nicht, was man noch daran machen könnte.»
Die Ära der empfindsamen Nasen
Für Schweizer, den ehemaligen Denkmalpfleger, gehört das 1712 von Grossrat Samuel Tillier gebaute und 1752 erweiterte Gebäude zu den wichtigsten Bauten dieses Typs im Kanton Bern. «Zum ersten Mal wurde ein ländlicher Herrschaftssitz als Hochparterrebau errichtet», erklärt er auf Anfrage. Das heisst, die Wohnräume liegen ebenerdig. Man hat dadurch direkten Zugang zum prächtigen Garten.
Ein Novum war zudem das architektonische Mittel der «Enfilade» (zu Deutsch: Raumflucht): Statt wie bis anhin über einen Flur waren die Salons und Aufenthaltsräume im Schloss nun direkt miteinander verbunden. «Lediglich das Personal betrat die einzelnen Zimmer nach wie vor via Flur», sagt der Kunsthistoriker.
Im 18. Jahrhundert kam es zu einem regelrechten Boom solcher Campagnen, wie man die ländlichen Herrenhäuser in der Republik Bern nannte. Die Berner Patrizier hätten die Campagnen als Sommerresidenzen genutzt, so Schweizer. Sie boten den Wohlhabenden in der heissen Jahreszeit Ruhe vor der Enge und den strengen Gerüchen in der Stadt. Vor allem die Aborte und die Ausscheidungen der zahlreichen Pferde hätten für einen «gottserbärmlichen Gestank» gesorgt, sagt er schmunzelnd. Das sogenannte Zeitalter der Empfindsamkeit habe sich eben nicht nur auf die Kunst und die Literatur bezogen, sondern auch auf den Geruchssinn.
Autor:in
Martin Zimmermann, Der Bund
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Erstellt:
18.08.2012
Geändert: 18.08.2012
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