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Verein alter Bären: Facettenreicher Besuch in Boltigen
Das Simmentaler Dorf Boltigen war das Ziel des Vorstandsausflugs des Vereins alter Bären. Was die meisten nicht ahnten, der Ausflug wurde eine Reise durch die Zeit; von der Vergangenheit zur Gegenwart.
Eigentlich war die Reise geplant im Hinblick auf die kommende Sonderausstellung "Eisenbahnen des Emmentals". Jürg Suter – er hilft sehr aktiv im OK zu dieser Ausstellung mit – betreibt mit dem Verein "Dynamisches Eisenbahn System Modell" (DESM) ein sogenanntes Labor in Boltigen. Als Präsident und ehemaliger Bahnhofvorstand der EBT und später RM führt er den Verein. Schon die einführende Präsentation über seine und die Geschichte des Labors war spannend.
Das DESM-Labor enthält ausgewählte Stellwerke und Lokführerstände, mit welchem basierend auf dem Eisenbahnsystemmodell die Methoden und theoretischen Ansätze nachgewiesen werden. Auf Grund von Erkenntnissen aus intensiven Fallstudien wurde im DESM-Labor eine neue Middleware entwickelt, welche die Integration von Fahr- und Stellwerksimulatoren erlaubt. "Der Verein bezweckt die Entwicklung und den Betrieb des DESM-Forschungslabors. Dieses soll für wissenschaftliche Untersuchungen sowie Projektarbeiten zur Verfügung gestellt werden, für welche Lok- und Stellwerksimulationen benötigt werden. Zusätzlich zum funktionsfähigen Labor kann der Verein DESM auch Fachkompetenzen einbringen."
Das dies aber kein trockener Besuch war, merkten die Teilnehmer spätestens als sie selber im Simulatorführerstand der Lokomotive Re 6/6 Platz nehmen konnten und die Strecke Bern-Langnau "befahren" durften. "Es war ganz speziell, ich hatte wirklich das Gefühl, dass ich selber fahren würde", freute sich eine Besucherin. Der ursprüngliche Führerstand wurde so umgebaut, dass die Funktionen und Manipulationen alle wie echt wirken. Vor dem Fenster läuft ein Film synchron mit der vom "Lokführer" gewählten Geschwindigkeit, die Signale funktionieren wie auf der normalen Strecke. Daneben lernten die Konolfinger wie ein Stromabnehmer funktioniert. Auch Signale, Perronanzeigen und Stellwerke, die wie echt funktionieren, durften bestaunt und betätigt werden.
Boltigen hat Tradition
Das 1'250 Seelen Dorf kennt man eigentlich nur von der Durchfahrt. Hans Teuscher – er betreibt eine Schlosserei neben dem DESM-Labor bei dem er wo nötig mithilft – lebt seit seiner Geburt im Dorf. Fesselnd führte er die Gruppe durch seine Heimat. Unzählige, wunderschöne alte Häuser präsentierte er und konnte zu jedem die Geschichte erzählen. Prunkstück war natürlich die Kirche, deren Dach vor kurzem vollständig renoviert wurde. Ungeplant konnte auch noch ein Alpabzug durchs Dorf bestaunt werden.
"Leider schliesst unser letztes Restaurant, das Hotel Simmental. Seit über 100 Jahren wird hier gewirtet. Wie bei euch in Konolfingen ist Ende Oktober Schluss, wir haben kein Restaurant mehr", trauert Hans Teuscher dem Entscheid nach. Schade, das feine Mittagessen im Hotel Simmental mundete trotz aller Trauer allen.
Eine alte Tradition lebt aber weiter. Zum Abschluss des Besuchs durften die Konolfinger in der Backstube von Emanuel und Monika Kammer die Geschichte um den berühmten Boltiger Lebkuchen erfahren. Lebendig erzählte Emanuel Kammer, dass er eigentlich nie Bäcker werden wollte und dies auch nicht erlernt habe. "Damit aber der Boltiger Lebkuchen weiterlebt, habe ich mich – als Lastwagenchauffeur – mit meiner Frau entschlossen, das alte Handwerk von meinem Vater doch zu übernehmen". Dass der Boltiger Lebkuchen in drei Versionen, Original, Ur-Dinkel und Vegan besonders gut schmeckt, durften die Gäste zum Abschluss geniessen.
Erstellt:
16.10.2023
Geändert: 16.10.2023
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