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Vom Seitenwagen ans Steuer: Jonas Rohrer will Gemeindepräsident werden
Finanzen sind seine Welt – doch jetzt will Jonas Rohrer mehr. Der 61-jährige Finanzvorsteher von Konolfingen kandidiert für das Gemeindepräsidium. Mit seiner Erfahrung im Finanzmanagement will er die Schulden im Griff behalten. Doch mit zwei Gegenkandidaten wird das Rennen spannend.
Jonas Rohrer (61) ist in Gysenstein aufgewachsen. Er absolvierte eine Banklehre bei der Bank EvK in Grosshöchstetten. Danach bildete er sich weiter zum Wirtschaftsprüfer, arbeitete bei der RBA, der Zentrale der Regionalbanken, wo er sich um das Risikomanagement kümmerte. Aktuell ist er bei der Finanzmarktaufsicht Finma im Prüfwesen angestellt. Seit 2022 ist er als Gemeinderat von Konolfingen zuständig für das Ressort Finanzen und Steuern.
Simon Buri von den Grünliberalen gab Ende Januar bekannt, dass er Gemeindepräsident Heinz Suter (Fokus Konolfingen) herausfordert. Danach teilte auch Jonas Rohrer (SVP) mit, dass er für das Gemeindepräsidium kandidiert. Die Wahl findet am 18. Mai statt.
BERN-OST: Jonas Rohrer, was hat Sie dazu bewogen bei der Wahl ums Gemeindepräsidium anzutreten?
Jonas Rohrer: Ich habe in den drei Jahren im Gemeinderat Erfahrungen sammeln können. Bei den Finanzen ist man überall dabei, aber im Seitenwagen. Ich denke, das Gemeindepräsidium ist interessant und ich würde mich gerne mehr dafür engagieren.
Es stehen wichtige Weichenstellungen an – entscheidend ist, dass wir die Zukunft der Gemeinde nachhaltig gestalten.
Welche Weichenstellungen sprechen Sie an?
Wir haben grosse Investitionsthemen vor uns und unsere Finanzen sind beschränkt. Wichtig ist, dass wir die richtigen Projekte priorisieren. Wir haben die ARA oder auch die Zukunft des Schulhauses OSZ zu prüfen. Jede Gemeinde muss für sich einen gewissen Handlungsspielraum erhalten. Es geht darum, dass wir uns nicht zu sehr verschulden und keine übermässigen Steuererhöhungen folgen. Dafür will ich mich einsetzen.
Wie sehr musste Sie die Partei überreden?
Das ist gewachsen. Für mich als Konolfinger ist das eine Herzensangelegenheit. Ich habe mir das lange überlegt. Als Gemeindepräsident erhält man nicht nur Lob, man muss auch Entscheide treffen können. Finanzpolitisch ist es wichtig, eine gesunde Gemeinde zu erhalten. Deshalb will ich meinen eingeschlagenen Weg weiterverfolgen.
Mit welchen Problemen kämpft Konolfingen?
Das ist eine gute Frage. Momentan ist die Ausgangslage gut, wir verfügen über eine gesunde Finanzlage, haben über 100 Millionen Franken auf dem Investitionsplan. Mit dem Schulhausbau Stalden verschulden wir uns um rund 20 Millionen Franken. Die Frage ist: Wie weit kann man bei der Verschuldung gehen? Ich bin der Meinung, dies hat Grenzen, damit wir auch für kommende Generationen eine attraktive Gemeinde bleiben. Alles kann man nicht realisieren.
Was werden Sie anders anpacken als der amtierende Präsident Heinz Suter?
(Überlegt) Das ist eine schwierige Frage. Mit meiner Erfahrung kann ich pragmatisch und ehrlich mit den Themen umgehen. Ich werden zuhören und die nötigen Entscheide entsprechend einholen. Das Ziel ist, dass Konolfingen ein attraktiver Ort bleibt.
Sie arbeiten zurzeit bei der Finanzmarktaufsicht Finma – wie würde es beruflich bei Ihnen weitergehen? (Das Gemeindepräsidium entspricht einer 50-Prozent-Anstellung)
Ich würde mich nicht zur Verfügung stellen, wenn das nicht passen würde. Ich bin bereit, mich voll und ganz für die Gemeinde einzusetzen und würde mein Pensum entsprechend reduzieren.
Was haben Sie in den vier Jahren im Gemeinderat erreicht?
Zwei Sachen: Ich konnte die Gemeinde fürs Budget sensibilisieren, dass man mit den finanziellen Mitteln sorgsam umgeht. Dank einer restriktiven Budgetplanung konnten wir gute Rechnungsabschlüsse erzielen. Und ganz wichtig: Ich konnte im Gemeinderat einen Fokus auf die maximale Verschuldung legen.
Was lief nicht gut?
Wo wir uns nicht einigen konnten, war in der Priorisierung der Projekte. Wir haben immer noch zu hohe Investitionen im Finanzplan.
Sie treten an gegen den amtierenden Gemeindepräsidenten und den 29-jährigen Herausforderer Simon Buri – wie sehen Sie Ihre Chancen?
Ich mache das Beste daraus, ich kämpfe dafür, am Schluss wird es an der Urne entschieden.
[i] BERN-OST lädt am Montag, 28. April zum Wahlpodium ins Kirchgemeindehaus Konolfingen ein. Die drei Kandidaten – Heinz Suter, Simon Buri und Jonas Rohrer – diskutieren über die zukünftige Entwicklung der Gemeinde. Der Anlass ist öffentlich, alle Einwohnerinnen und Einwohner von Konolfingen sind herzlich eingeladen, daran teilzunehmen.
Erstellt:
11.03.2025
Geändert: 11.03.2025
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