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Gemeinderat Worb: Fivian verdrängt Wermuth
Die Stimmbürger:innen von Worb haben gewählt. Der Gemeinderat sieht in den kommenden Jahren fast gleich aus wie jetzt schon. Aber nur fast: Bruno Wermuth (GLP) musste der EVP zuliebe über die Klinge springen, seinen Sitz übernimmt Bruno Fivian (SVP). Wermuth trägt’s mit Fassung.
7'851 Worberinnen und Worber sind stimmberechtigt, 3'094 gültige Wahlzettel sind eingegangen. Das entspricht einer Stimmbeteiligung von nicht ganz 40 Prozent. Der Gemeinderat bleibt grossteils unverändert, aber eine Verschiebung hat sich doch ergeben: Bruno Wermuth (GLP) schaffte es knapp nicht, und sein Sitz geht an die SVP.
Wie gewonnen so zerronnen
Einen kurzen Moment lang hatten sich Die Mitte/GLP gefreut: Es sah aus, als hätten sie ihre beiden Sitze auf sicher. Aber so schnell wie gewonnen war die Freude auch schon wieder zerronnen: Die GLP musste ihren Sitz für den EVP-Gemeindepräsidenten Niklaus Gfeller freigeben.
Das passierte, weil dieser vorgängig in stiller Wahl gewählt worden war, die EVP dann aber gar keinen Sitz im Gemeinderat erreichte. Für solche Fälle sieht das Wahlreglement vor, dass die Partei mit den wenigsten Reststimmen ihren Sitz abgeben muss. In diesem Fall betraf das die Mitte und GLP, die eine Listenverbindung eingegangen waren.
Fast 30 Jahre Zusammenarbeit
So etwas habe man kommen sehen, kommentierte Gfeller nach der Verkündigung der Resultate, denn er habe nach seiner Wahl absichtlich nicht mehr kandidiert. Zwar hätte er damit Stimmen für die EVP sammeln können, das sei ihm bewusst. Aber: «Einfach Stimmen zu fangen, hätte ich nicht anständig gefunden.»
Gfeller bedauert aber, dass er künftig nicht mehr mit Bruno Wermuth im Gemeinderat zusammensitzt: Dieser habe 1996 ein Jahr nach ihm angefangen, und sie hätten in den fast 30 Jahren immer gut zusammengearbeitet. «Es ist schmerzhaft, ihn zu verlieren, aber ich bin ihm sehr dankbar seinen Einsatz», sagt er: «Das Baudepartement ist kein einfaches, und er leistet sehr gute Arbeit.»
Ein Sitz sei gut, zwei wären besser
Adrian Hauser, Präsident von Die Mitte Worb, zeigte sich nach den Wahlen in durchmischter Stimmung: «Ich freue mich über den einen Sitz, aber es wäre sehr schön gewesen, auch den zweiten Sitz zu erhalten.» Er hatte mit 1282 Stimmen etwas mehr erreicht als Bruno Wermuth mit 1240.
Gemeinsam hätten sie mit einem an sich guten Resultat beide Sitze halten können. Hätten – wenn ihre Listenverbindung eine höhere Restzahl erreicht hätte. Immerhin freut sich Hauser über die Gesamtresultate der Wahlen: Daniela Spahr (GLP) ist neu in den Grossen Gemeinderat gewählt worden und hat damit für die Partei einen Sitz gewonnen.
Bruno der eine und Bruno der andere
Der Gemeinderatssitz von Bruno Wermuth hingegen geht ab Januar 2025 an einen anderen Bruno – an Bruno Fivian und dadurch an die SVP. Fivian war bereits vor vier Jahren in den Gemeinderat gewählt worden, zog dann aber aus persönlichen und beruflichen Gründen zurück, und seine Parteikollegin Karin Waber rutschte für ihn nach.
Die beiden Brunos, der eine in der SVP, der andere zuerst in der SVP, dann in der GLP, hatten schon einmal ein Gerangel punkto Gemeinderatssitz. Damals ärgerte sich Fivian und warf Wermuth vor, mit seinem Parteiwechsel der SVP einen Gemeinderatssitz gestohlen zu haben.
Fivian ist bereit
Jetzt ist Bruno Fivian mit seiner Wahl gelungen, was er unbedingt erreichen wollte: «Es ist unser Ziel, einen Sitz dazu zu gewinnen, um den bürgerlichen Teil im Parlament zu stärken», sagte er kurz vor den Wahlen. Und anders als vor vier Jahren wolle er sein Amt auch tatsächlich antreten. Er versicherte: «Jetzt bin ich bereit, dieses Amt zu übernehmen.»
Wermuth ist gefasst
Und wie reagiert Bruno Wermuth auf seine Abwahl? Das Resultat erfuhr er nicht persönlich, da er unbedingt seine Emd vor dem Regen einbringen musste. Auf telefonische Anfrage antwortete er: «Ich bin sicher enttäuscht.» Sofort schiebt er aber nach: «Ich bin aber nicht naiv, damit musste ich rechnen, als ich die Partei wechselte.»
Bei der SVP zu bleiben, nur um den Sitz behalten zu können, wäre aber für ihn nicht in Frage gekommen, betont er: «Aus Berechnung zu bleiben, obschon es für mich nicht mehr stimmt, ist nicht mein Ding.» Er habe immer sein Bestes gegeben für die Gemeinde und habe die Herausforderung geschätzt.
Mehr Zeit, weniger Termine
Zugleich seien es grosse Projekte gewesen, die er betreut habe: Schulraumplanung oder Wislepark beispielsweise, manchmal habe er drei, vier Geschäfte auf einmal überblicken müssen. Das sei oft sehr herausfordernd gewesen. «Wenn ich es positiv anschaue, heisst das für mich ab Januar auch mehr Zeit für mich und weniger Termine», sagt er dann humorvoll.
Alles aufarbeiten bis Ende Jahr
Bis Ende Jahr laufe aber noch viel, und er werde versuchen, noch möglichst viel zu erledigen, damit er sein Departement ordentlich übergeben könne. Das einzige, was Bruno Wermuth jetzt schon bedauert, ist der Abschied: «Wir sind ein gutes Team, ich schätze die Mitarbeitenden vom Gemeinderat und vom Baudepartement sehr.» Allein für diese schöne Zusammenarbeit, sagt er, wäre er gerne wiedergewählt worden.
Für die Legislatur vom 1. Januar 2025 bis 31. Dezember 2028 wurden folgende Personen in den Worber Gemeinderat gewählt:
Gerber Urs, Grüne (bisher): 1'223 Stimmen
Kölliker Lenka, FDP (bisher): 738 Stimmen
Hauser Adrian, Mitte/GLP (bisher): 1'282 Stimmen
Waber Karin, SVP (bisher): 1'431 Stimmen
Fivian Bruno, SVP: 1'286 Stimmen
Moser Christoph, SP (bisher): 861 Stimmen
Niklaus Gfeller, EVP, wurde bereits in stiller Wahl als Gemeindepräsident gewählt.
Hier das BERN-OST Porträt des neuen Gemeinderats Bruno Fivian...
Erstellt:
22.09.2024
Geändert: 23.09.2024
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