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Walkringen - Drohungen und Beleidigungen führten zu den Abgängen
Die Gemeindebehörden lösen sich langsam auf. Nach etlichen Abgängen sind nun auch die Hoch- und Tiefbaukommission in corpore und ein Mitglied der Liegenschaftskommission zurückgetreten. Die Vorwürfe gegen den Gemeindepräsidenten werden lauter.
Walkringens Gemeindepräsidenten Peter Stucki laufen buchstäblich die Mitarbeitenden davon. Jetzt gehen die gesamte Hoch- und Tiefbaukommission und ein Mitglied er Liegenschaftskommission. Markus Hofer, Richard Metzger, Ramona Wegmüller, und Patrick Wegmüller verlassen die Behörde auf Ende Jahr. Und auch für Simon Gerber von der Liegenschaftskommission ist dann Schluss.
In den Rücktrittsschreiben, die dieser Zeitung vorliegen, wird explizit die «Führung in der Einwohnergemeinde Walkringen» kritisiert. Weiter heisst es, dass sich die Kommissionsmitglieder übergangen fühlten und ihre Meinung vermehrt keinen Wert mehr hatte. Im Schreiben von Simon Gerber wird der Gemeinderat mit konkreten Fragen konfrontiert. Elf sind es insgesamt. Etwa: Weshalb werden in der Behörde regelmässig Personen angegriffen? Weshalb gibt es so viele Stellenwechsel? Warum melden sich keine Kandidaten für die vakanten Gemeinderatssitze?
Lange Liste an Vorwürfen
Seit Amtsantritt von Gemeindepräsident Peter Stucki am 1. Januar 2014 gab es in der Gemeindebehörde acht Abgänge. Sieben davon waren Personen in leitenden Positionen: ein Bauverwalter, zwei stellvertretende Gemeindeschreiberinnen, zwei Finanzverwalter und diesen Frühling zwei Gemeinderätinnen. Zuletzt gab die Sachbearbeiterin Finanzen ihre Kündigung auf Ende Jahr bekannt. Und jetzt eben die ganze Hoch- und Tiefbaukommission und ein Mitglied der Liegenschaftskommission.
Schon die beiden Gemeinderätinnen und die Finanzverwalterin hatten Gemeindepräsident Peter Stucki und Gemeindeschreiber Markus Moser als Grund für die Demission angegeben. Eine Verbesserung der Zusammenarbeit schien für alle aussichtslos. Alle gingen, weil es nicht mehr ging. Die Liste der Vorwürfe ist lang, wie Recherchen dieser Zeitung ergaben.
Verlässliche Quellen sprechen von Beleidigungen am Arbeitsplatz, von Drohungen und unprofessioneller Amtsausübung. Von Arroganz und Ignoranz seitens der Leitung. Eine Gruppe von besorgten Bürgern, darunter auch ehemalige Mitarbeitende der Gemeindebehörde, hat sich nun zusammengeschlossen und will etwas unternehmen. Sie gelangte an diese Zeitung, weil sie keine anderen Ausweg mehr sah. Zu stark sei die Allianz Peter Stucki und Markus Moser.
Frust nach Sitzungen
Zu dieser Gruppe gehören auch Markus Hofer und Ramona Wegmüller, beide Mitglieder der Hoch- und Tiefbaukommission. Die beiden verdeutlichen, weshalb sie demissioniert haben: Der Gemeindepräsident und der Gemeindeschreiber rissen alles an sich und zeigten überhaupt kein Vertrauen gegenüber der Arbeit der Kommissionsmitglieder.
«Nach jeder Sitzung war ich frustriert. Immer gab es unangenehme Überraschungen», sagt Markus Hofer. Ramona Wegmüller macht sich Sorgen um die Zukunft der Gemeinde. «Unter dieser Führung will niemand mehr für die Gemeinde arbeiten», sagt sie. Tatsächlich ist es so, dass die Ortsparteien für die vakanten Gemeinderatssitze keine Nachfolger aufstellen konnten. So wird es im November freie Wahlen geben. Das heisst, die Stimmenden können jeden wählbaren Bürger auf eine Liste setzen.
Raues Temperament
Gemeindeschreiber Markus Moser kann mit den Vorwürfen nicht viel anfangen. Beziehungsweise versteht er die Bezüge auf seine Person und sein Amt nicht. Er habe nie etwas mit den Mitgliedern der erwähnten Kommissionen zu tun gehabt. Und an Beleidigungen und Drohungen könne er sich auch nicht erinnern. Er bemerkte aber, dass Peter Stucki ein raues Temperament habe.
Was die Allianz mit dem Gemeindepräsidenten angeht, sagt Moser: «Ich bin in alle Richtungen loyal. Ich mache keine Gräben.» Zudem stehe er im Dienst des Gemeinderates und nicht nur des Präsidenten. Stucki war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Er weilt in den Ferien.
Der Präsident sah sich schon an der Gemeindeversammlung im Juni mit ähnlichen Vorwürfen konfrontiert. Damals konterte er die Kritik. Er sagte: «Ich wurde 2014 deutlich in mein Amt gewählt. Aber von Anfang an spürte ich, dass man mich demontieren wollte.»
Erstellt:
25.09.2015
Geändert: 25.09.2015
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