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Worb - Kinderarzt Sutter arbeitete in Haiti
Der Worber Kinderarzt Martin Sutter hat einen Monat lang im Albert-Schweitzer-Spital von Deschapelles gearbeitet. Für BERN-OST berichtet er von seinem Hilfseinsatz zugunsten der Erdbebenopfer von Haiti.
"Vom 4. November bis 4. Dezember habe ich einen Monat in Haiti verbracht. Und zwar im Hôpital Albert Schweitzer (HAS) in Deschapelles. Die Reise dahin ist lang – Zürich - Miami – dort übernachtet, am nächsten Tag mit der American Airline nach Port au Prince, der Hauptstadt von Haiti, die am 12. Januar 2010 von einem der schwersten Erdbeben betroffen wurde. Bilanz: über 200‘000 Tote, über 1 Million Obdachlose.
In Port au Prince wurde ich abgeholt und in einer 3-stündigen Horrorfahrt in dunkler Nacht mit einer Streifkollision unterwegs nach Deschapelles geführt.
Das HAS wurde 1956 von einem amerikanischen Ehepaar gegründet und steht heute unter medizinischer Leitung von Dr. Silvia Ernst, einer Schweizer Aerztin. Sie hat die Nachfolge von Dr. Rolf Maibach übernommen, der 2010 zum Schweizer des Jahres gewählt wurde.
Alle Chefärzte und das ganze medizinische Personal bestehen aus Haitianerinnen und Haitianern. Dies, obschon viele Haitianer ihr Land wegen der schwierigen Verhältnisse (politische Instabilität und Naturkatastrophen) verlassen, um im Ausland bessere Arbeits- und schulische Bedingungen vorzufinden (ein Teufelskreis für das bitterarme Haiti). Pro-Kopf-Bruttoinlandprodukt: Haiti : 630 USD, CH: 69‘838 USD !
Alle Chefärzte und das ganze medizinische Personal bestehen aus Haitianerinnen und Haitianern. Dies, obschon viele Haitianer ihr Land wegen der schwierigen Verhältnisse (politische Instabilität und Naturkatastrophen) verlassen, um im Ausland bessere Arbeits- und schulische Bedingungen vorzufinden (ein Teufelskreis für das bitterarme Haiti). Pro-Kopf-Bruttoinlandprodukt: Haiti : 630 USD, CH: 69‘838 USD !
Das HAS umfasst ca. 130 Betten – während der Choleraepidemie 2010/2011 das Doppelte. Es versorgt gut 300‘000 Menschen medizinisch. Angeboten werden Chirurgie, Medizin, Pädiatrie, Gynäkologie und Geburtshilfe. Es gibt ein Labor, ein Röntgen, eine Physiotherapie, einen Sozialdienst und, ganz wichtig nach dem verheerenden Erdbeben, eine grosse Prothetik, da viele Patienten Arme und/oder Beine verloren haben.
Ich arbeitete hier einen Monat als Narkosearzt unter schwierigen personellen und materiellen Bedingungen. Ich wurde vom HAS angefragt, da es schwierig ist in Haiti Narkoseaerzte zu finden.
Der grösste Teil der Patienten waren Erwachsene mit einem grossen Spektrum an Krankheiten und Verletzungen. Eine Blinddarmentzündung ist meistens bereits eine Katastrophe, da die Menschen sehr spät ins Spital kommen – lange Anfahrtswege und fehlende finanzielle Möglichkeiten, da es keine Versicherungen gibt.
Das HAS hat hier Möglichkeiten bedürftigen Patienten zu helfen und die Meisten hier sind dies. Das Spital ist ständig überfüllt. In den Krankenzimmern liegen die Patienten Bett an Bett, die Gänge sind ebenfalls mit Betten überfüllt. Dazwischen liegen die Angehörigen am Boden, z.T. nur auf einem dünnen Tuch oder schlafen halb sitzend auf Bänken.
Der grösste Teil der Patienten waren Erwachsene mit einem grossen Spektrum an Krankheiten und Verletzungen. Eine Blinddarmentzündung ist meistens bereits eine Katastrophe, da die Menschen sehr spät ins Spital kommen – lange Anfahrtswege und fehlende finanzielle Möglichkeiten, da es keine Versicherungen gibt.
Das HAS hat hier Möglichkeiten bedürftigen Patienten zu helfen und die Meisten hier sind dies. Das Spital ist ständig überfüllt. In den Krankenzimmern liegen die Patienten Bett an Bett, die Gänge sind ebenfalls mit Betten überfüllt. Dazwischen liegen die Angehörigen am Boden, z.T. nur auf einem dünnen Tuch oder schlafen halb sitzend auf Bänken.
Die haitianischen Chirurgen leisten gute Arbeit und müssen ein breites Spektrum abdecken. Während meines Aufenthaltes hatten wir Besuch einer orthopädischen Equipe aus Atlanta, einer urologischen Equipe aus Boston und einer gynäkologischen Equipe aus Pittsburg, die Spezielles operierten – da waren die drei Operationssäle von morgens bis abends im Betrieb!
Was ich – wie schon von meiner Arbeit in Kambodscha im Sommer dieses Jahres – mit nach Hause genommen habe, ist die Bewunderung für die Menschen, die trotz widrigsten Lebensbedingungen ihren Humor, ihre Fröhlichkeit und ihre Lebenslust nicht verloren haben.
Abschliessen möchte ich mit einem haitianischen Sprichwort: Menale, men vini fè zanmi dire – du gibst eine Hand, du nimmst eine Hand; es bleibt eine Freundschaft."
[i] Wer das HAS unterstützen möchte: Bündner Partnerschaft Hôpital Albert Schweitzer, Haiti, CH-7130 Ilanz, PC 90-180966-3.
Autor:in
Dr. Martin Sutter / Res Reinhard, info@reinhards.ch
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Erstellt:
12.12.2011
Geändert: 12.12.2011
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