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Worb - Lyrik-Preis für Esther Ackermann

Die Worber Germanistin Esther Ackermann hat den 1. Preis der Bibliothek deutschsprachiger Gedichte gewonnen. Die Preisträgerin arbeitete früher auf der Worber Gemeindeverwaltung und ist jetzt im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern tätig.

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Esther Ackermann: 'Dialog mit Gedichten.' (Bild Martin Christen)
Die Lyrik bedeutet der 47-jährigen Esther Ackermann viel: “Ich bin im Dialog mit Gedichten. Meinen, vor allem aber den Gedichten anderer. Sie müssen sich oft beklagen, dass ich sie vernachlässige. Sie lassen mich bei sich wohnen, während ich oft meine, sie wohnten bei mir, wie früher meine Katzen.”

Esther Ackermann schreibt seit ihrem Studium Gedichte. Und: “Ich lese manchmal exzessiv Gedichte.” Den 1. Preis der Bibliothek deutschsprachiger Gedichte gewann sie mit “Tägliche Evolution”.

Der Gewinn dieses 1. Preises ist mit der Publikation des Gedichtes und mit einer ansehnlichen Preissumme verbunden. Esther Ackermann zeigt Freude, aber in aller Bescheidenheit sagt sie: “Ich kenne meine Distanz zu den Grossen.”

Esther Ackermann arbeitete mehrere Jahre auf der Worber Gemeindeverwaltung, als Sekretätin und Sachbearbeiterin der Präsidialabteilung. In dieser Funktion amtete sie auch als Sekretärin der Kulturkommission.

Heute wirkt sie im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern, als Dokumentalistin und rechte Hand der Archivleiterin. In Worb ist sie noch als Sekretärin der Geschäftsprüfungskommission tätig. Dazu steckt sie in den Vorarbeiten zu einer Dissertation über Erika Burkart – “die grösste Schweizer Lyrikerin”, wie die angehende Doktorandin erzählt.

Dazu kam es so: “Dass ich ‚auf meine alten Tage’ noch einmal ein grosses eigenes Projekt in Angriff nehme, hat mit einem Gespräch im Zug zu tun, an dem Tag, als dieses Jahr zum letzten Mal Schnee gefallen war. Ich erzählte einem Professor, wie sehr mein Gefühl für eine verschneite Landschaft literarisch geprägt sei, nämlich von den Gedichten Erika Burkarts. Daraus entstanden konkrete Pläne.“

Das preisgekrönte Gedicht:

Tägliche Evolution

Die Hand die dich
Nicht vergessen kann
Schöpft Selbstmitleid ab
Von der nächtlichen Trauer

Bildet sich zurück
Zur Klaue
Zur Flughaut
Zur Flosse

Durchfurcht das
Nachtschwarze Laken
Nach dem Wasser
Aus dem sie stammt

Bis die ersten Vögel
Aus voller Kehle
Löcher ins Dunkel schnippeln
Durch die blauer Schlaf einströmt

Der die Kiemen schließt und
Der Lunge befiehlt
An Land zu kriechen
Mit Flosse Flughaut Klaue und Hand

Esther Ackermann

Autor:in
Martin Christen, martinchristen@gmx.ch
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Erstellt: 09.08.2009
Geändert: 09.08.2009
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