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ZAK-Seniorenstamm: Eine faszinierende, andere Weltreise mit Katharina Tarabori
Im voll besetzten Mehrzweckraum des Alterszentrums Lebensart in Konolfingen nahm Katharina Tarabori die Gäste mit auf die Reise, dem unsteten Leben von Konsulat zu Konsulat.
Erfreut durfte Susanne Brechbühl über 50 Personen und den Gast Katharina Tarabori im Mehrzweckraum des Alterszentrum zum März Seniorenstamm begrüssen. Die gebürtige Niederhünigerin wurde zu diesem Seniorenstamm des Vereins Zäme Aktiv Region Konolfingen (ZAK) von ihrem jüngsten Sohn Jonas begleitet. "Ich bin auf einem Bauernhof im Holz mit drei Brüdern – ich musste mich zwischendurch behaupten – aufgewachsen. Mit viel Glück überlebte ich als Sechsjährige den Sturz von der Bühne ins Tenn auf den Betonboden. Mit einem offenen Kiefer und einem Beinbruch ging das glücklicherweise gut aus".
Nach der Schule galt es zuerst zu Hause auszuhelfen. Doch mit Glück fand die junge Bauerstochter eine Lehrstelle auf der Gemeindeschreiberei Niederhünigen. Nach der Lehre arbeitete sie in Kehrsatz. Hier habe sie alle Papiere für den damals neuen SCB-Trainer Paul André Cadieux erstellt. "Nun wollte ich einmal etwas anderes sehen. Bei der Firma Kodak in Lausanne durfte ich den ganzen Kundendienst der Innerschweiz, dem Aargau und Basel Stadt erledigen. Es war wie eine zweite Lehre, ich musste alles neu erlernen".
Von Zäziwil nach Prag
In Lausanne habe sie auch ihren zukünftigen Mann Jean-Marc kennengelernt. Nach vier Jahren zog es Katharina Tarabori wieder in die Deutschschweiz, auf die Gemeindeschreiberei in Zäziwil. "Mein Mann wollte auch in die Deutschschweiz kommen. Ich suchte für ihn eine passende Stelle, daraus entstand auch für mich ein Angebot. Wir konnten beide zusammen nach Prag auf die Botschaft". Vorher heirateten sie. Jean-Marc Tarabori reiste seiner Frau voraus nach Prag. "Ich war total enttäuscht, als ich später ankam. Und dann unsere Wohnung – eine Katastrophe. Ich sagte zu Hause meinen Eltern: Wenn sie das Hühnerhaus gereinigt und bemalt hätten, wäre dies um einiges komfortabler gewesen. Die Wohnung – in der fast alles defekt war – wurde uns zur Verfügung gestellt". Die damalige Tschechei war kommunistisch, alles musste chiffriert und geheim gehalten werden und mit Wanzen abgehört.
Das wird ein Bub…
Nach zwei Jahren zogen beide nach Belgien. Ihr Mann hatte dort die Registratur unter sich. In Brüssel kam 1982 die Tochter Nathalie zur Welt. Im Ausland traf die Niederhünigerin fast alle damals amtierenden Bundesräte. "1983 gab es einen riesigen Empfang, unter anderem mit Bundesrat Kurt Furgler. Ich war im achten Monat schwanger mit dem zweiten Kind und hätte ein langes Kleid und Schuhe mit hohen Absätzen tragen müssen. Ich konnte mich durchsetzen und ein normales Kleid mit ebenso normalen Schuhen tragen. Kurt Furgler tätschelte auf meinen Bauch und sagte: Äs git de ä Bueb". Furgler behielt recht, das Paar erfreute sich über die Geburt von Matthias.
Washington D.C, London
Das Nomadenleben ging weiter. Zuerst landete die Familie in Washington. "Wir hatten ein wunderbares Haus. Leider mussten wir es nach zwei Jahren verlassen, weil der Besitzer es selber nutzen wollte". 1991 kam Jonas auf die Welt. Auch von hier musste die Familie weiterziehen. Meist sei der Mann voraus gereist und sie habe den ganzen Umzug organisiert um ihm zu folgen. In London war es eine schwierige Zeit, "Jean-Marc Tarabori wurde vom Chef gemobbt. Ich konnte ihn schlecht unterstützen. Auch im Basement, im Keller, unseres dreistöckigen Hauses lief einiges Verbotenes. Da wurde mit Drogen gehandelt und ich hätte für Scotland Yard dies ausspitzeln sollen. Auf jeden Fall gab es dann eine Razzia".
Intifada
Die Unstetigkeit hatte kein Ende. Der nächste Ort war Tel Aviv. "Wir sagten trotz dem Ausbruch der zweiten Intifada, dem Nahost-Konflikt zu". Das Paar kannte Israel schon von der Hochzeitsreise. "Es war eine spezielle Mischung, spannend und zugleich Angst einflössend. Immer wieder hörten wir die Bomben- oder Granat-Einschläge und hatten riesiges Glück nicht getroffen zu werden", erklärte Jonas Tarabori. Er habe heute noch ein Trauma wenn er Sirenen höre, sagte er. Es sei hier auch sehr schwierig gewesen einzukaufen oder mit anderen Leuten zu kommunizieren, alles war hebräisch angeschrieben. Deshalb habe sie auch einen Kurs besucht um etwas mehr zu verstehen, sagte Katharina Tarabori. Nach vier Jahren gings weiter nach Paris, nur noch mit Jonas. Das sei für sie die schönste Zeit gewesen, sie habe mehr Zeit für sich gehabt und Paris kennenlernen können.
Goldenes Gefängnis und tragisches Ende
Für die Fussball WM 2010, die erstmals auf dem afrikanischen Kontinent in Südafrika stattfand, zügelten sie wieder. "Mein Mann wurde Vizekonsul. Es war aber ein Schock, ich sage immer, wir waren in einem goldenen Gefängnis. Wir wohnten in einem schwer bewachten Ressort mit rund 2'500 Villas. Betreten konnten wir das Gelände nur mit Fingerprint oder Ausweisen". Gleich nebenan war ein riesiges Viertel mit unglaublicher Armut.
Zur Konfirmation ihres Göttibuben reiste die Familie in die Schweiz. Ihr Mann reiste anschliessend wieder zurück nach Südafrika. "Er rief mich nach der Ankunft an und sagte es habe alles geklappt. Kurze Zeit später erfuhr ich auf Umwegen, dass mein Mann tödlich verunglückt sei. Es war eine Verkettung von verschiedenen Kommunikationen, die nicht richtig liefen".
Nach dem Schock konnte Katharina Tarabori auf dem Bauernhof ihres Bruders im Holz wohnen. Jetzt habe sie eine schöne Wohnung gefunden. "Ich freue mich über die vier Grosskinder und fühle mich in Konolfingen wohl".
Die Geschichte beeindruckte die vielen Teilnehmenden und wurde mit grossem Applaus verdankt.
Erstellt:
23.03.2025
Geändert: 23.03.2025
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