- Region
ZAK Seniorenstamm: Wir haben "ghudelet" anstatt mit dem Handy gespielt
Seine ganz persönliche Geschichte erzählte Fritz Aebersold am Februar-ZAK-Seniorenstamm. Viele der Anwesenden fühlten sich, auch dank des schönen Berndeutsch, in die eigene Geschichte zurückversetzt.
Zum öffentlichen Seniorenstamm des Vereins Zäme Aktiv Region Konolfingen (ZAK) durfte Susanne Brechbühl den Niederhüniger Gast, Fritz Aebersold, begrüssen. Über 30 Personen waren gespannt was der ehemalige Präsident der Musikgesellschaft Konolfingen erzählen würde.
"Ich erzähle euch unter dem Motto Lebenslinie – meine Lebensgeschichte. Als fünftes von sechs Kindern bin ich in Niederhünigen – auf der Allmit – 1953 geboren". Auf dem kleinen "Heimetli" habe es Platz gehabt für vier Kühe. So musste der Vater noch auswärts arbeiten.
In der Sägerei in Niederhünigen, als Haar- und Bartschneider und im Winter habe er auch Schneiderarbeiten für die Familie und Fremde erledigt. "Er hat mir meine Konfirmationsbekleidung geschneidert, auch wenn sie mir nicht mehr passt, die behalte ich als perfekte Schneider-Handarbeit".
Sägesse, Charre, Schnägg u Bänne
Er habe eine schöne Kindheit auf der Allmit erlebt. "Auch wenn wir auf dem Hof mithelfen mussten, damals noch alles von Hand, mit der "Sägesse". Da sprach noch niemand von Kinderarbeit, es war vor allem bei den Bauern selbstverständlich". Mit dem "Härdcharre", dem "Schnägg" oder der "Bänne" zum Teil mit der vorgespannten Kuh wurde das meiste transportiert. Schon so habe er viel gelernt, er war es auch, der den Allmit-Hof später übernehmen sollte. Erst Ende der 50er Jahre konnte der erste Motormäher mit Schleudergraber – um Kartoffeln zu ernten – angeschafft werden.
Im Frühling ghudelet
In Niederhünigen besuchte Fritz Aebersold die Schule. "Nicht vergessen habe ich das erste Halbjahr. Da mussten wir jeden Montagmorgen ein sauberes Handtuch und die Fingernägel zeigen, und wehe wenn diese nicht sauber waren. Entweder mussten wir nach Hause oder bekamen eins auf die Finger". Es freue ihn sehr, dass sein Oberstufenlehrer Otto Galli sich die Zeit genommen habe, an diesem Stamm teilzunehmen.
Jeweils vor dem Examen, dem Frühling-Schuljahresschluss haben sie verbissen "ghudelet". "Das Spiel mit den Murmeln war einfach. Damals gab es noch keine Handys. Im Sand auf dem Pausenplatz oder auf der Naturstrasse haben wir eine kleine Mulde gemacht und versucht mit den Murmeln in die Mulde zu schnippen. Dem Gewinner des "Ghudele" winkten die wunderbaren Süssigkeiten des damaligen Dorfbäckers Stucki".
Vielfältige Arbeiten
Eigentlich hätte er nach der Schulzeit etwas Mechanisches lernen wollen, doch er übernahm auf Wunsch seiner Eltern den Hof. "Mit der Landwirtschafts-Fortbildung im Stalden-Schulhaus habe ich die Grundlagen dazu gelernt. Aber auch für mich reichte das Auskommen, trotz Erweiterung des Hofes mit mehr Pachtland und dem Anbau eines Stalls für insgesamt acht Kühe, nicht aus", erzählt der Niederhüniger. Wie sein Vater habe er auf der Sägerei, bei anderen Bauern und in der Grastrockungsanlage, die damals noch bei der heutigen Bahnunterführung beim Kreisel an der Bernstrasse stand, gearbeitet.
"Mit dem neu angeschafften Einachser habe ich bis 1980 die Milch aus der Region in die Siedi – heute Nestlé – gebracht. Im Winter konnte ich dann in der Schmitte von Fritz Bachmann, im Konolfingen Dorf mitarbeiten. Da konnte ich mechanische Arbeiten ausführen". Er habe dabei sehr viel dazu gelernt, erklärt er weiter. Der heutige Besitzer Christoph Bachmann habe ihn als 60-Jähriger genau zum richtigen Zeitpunkt fest angestellt. 2015 haben Aebersolds den Bauernhof definitiv aufgegeben.
Musikgesellschaft und Mosterei
Als 19-Jähriger durfte er nach der damaligen Knabenmusik in der Musikgesellschaft Konolfingen mitmachen. Als die Musikgesellschaft vor zehn Jahren einen Präsidenten suchte, sagte ich zu. Vor einem Jahr habe er das Amt abgeben können und freue sich nun, einfach so Musik zu machen. "Ich bin dankbar, dass meine Frau Margret ihren guten Job für mich aufgegeben hat. 1985 haben wir geheiratet und uns wurden zwei Töchter geschenkt".
Er und auch seine Frau konnten nicht gut nein sagen, beide haben viel Freizeitarbeit in verschiedenen Organisationen, in der Gemeinde und Vereinen geleistet. Vor 20 Jahren haben sie eine Mosterei gekauft und konnten mit Mühe einen weiteren Anbau auf der Allmit dazu erstellen. "Wir wollen diese Kundenmosterei noch so lange als möglich weiterführen, jetzt haben wir etwas mehr Zeit. Ich freue mich auf die Zeit mit dem Grosskind. Auch wenn ich, oder wir auf vieles verzichtet haben, ich möchte es nicht missen. In all den Jahren habe ich die ganze Mechanisierung der Landwirtschaft miterlebt".
Erstellt:
18.02.2025
Geändert: 18.02.2025
Klicks heute:
Klicks total:
Bei BERN-OST gibt es weder Bezahlschranken noch Login-Pflicht - vor allem wegen der Trägerschaft durch die Genossenschaft EvK. Falls Sie uns gerne mit einem kleinen Betrag unterstützen möchten, haben Sie die Möglichkeit, dies hier zu tun.