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Mathias Hubacher: "Wir benötigen 150'000 Franken"
Mathias Hubacher (46) will bei sich in Walkringen eine Pflegestation für Greifvögel und Eulen bauen. In der Station will er verletzte Tiere aufnehmen und auch Kindern den Umgang mit den Tieren näherbringen. Damit er die Station bauen kann, sammelt er jetzt 150'000 Franken.
Mathias Hubacher hält neben dem Haus in Walkringen einen Habicht und einen Bussard in einer Voliere. Neu plant er, unterhalb des Hauses eine Pflege- und Zuchtstation für bis zu 20 Greifvögel und Eulen zu bauen. Dort sollen künftig verletzte Vögel gepflegt werden. Weiter möchte er bedrohte Arten wie zum Beispiel Wanderfalken oder Steinkäuze züchten. Zudem sollen Kinder und Jugendliche Greifvögel direkt bei der Station kennenlernen können.
BERN-OST: Mathias Hubacher, Sie setzen sich für Greifvögel und Eulen ein, wie kam es dazu?
Die Initialzündung war, als ich noch ein Kind war. Ich fand damals in Bangerten, wo ich aufwuchs, einen überfahrenen Dachs auf der Strasse. Ich habe den Wildhüter angerufen. Als er den Dachs eingeladen hatte, gab er mir 50 Rappen fürs Telefonieren. Er zeigte mir einen verletzten Milan und einen Turmfalken, den er im Kofferraum hatte. Die Tiere faszinierten mich.
Ich las viele Bücher über Vögel und wollte mit 14 Jahren eigene Falken. Die Eltern sagten Nein. Meine Schwester besass ein Kaninchen, also wollte ich ein Frettchen. Ich sah ein Inserat in der Tierwelt, dann wollte die Verkäuferin mit meiner Mutter sprechen. Sie sagte ihr, dass die Frettchen stinken. Danach kam der Turmfalke wieder ins Spiel. Wir bauten zuhause eine Voliere und ich erhielt eine Haltebewilligung.
Später wollte ich die Turmfalken nicht nur in der Voliere halten, sondern mit ihnen arbeiten. Um das Handwerk zu lernen, war ich zu Besuch bei Falknern in verschiedenen Ländern, unter anderem in Spanien, Frankreich oder Irland. So konnte ich weitere Erfahrungen sammeln. 2013 habe ich die Jägerprüfung gemacht und erhielt die Bewilligung für die Beizjagd. Ich bin zudem seit Jahren in der Schweizerischen Falknervereinigung aktiv.
Warum wollen Sie oberhalb von Walkringen eine Pflegestation für Greifvögel bauen?
Ich erhalte immer wieder Anfragen von Leuten, die verletzte Vögel oder Jungvögel gefunden haben. Wir brauchen mehr Platz. Aber es geht auch darum, den Leuten den Umgang mit Greifvögeln näherzubringen oder ein Erlebnis zu bieten. Weiter geht es um die Erhaltung der Art mit Zuchtvögeln. Der Bartgeier konnte erfolgreich angesiedelt werden, ich denke, das ginge auch mit bedrohten Arten wie dem Wanderfalken oder Steinkäuzen.
Woher kommt Ihre Faszination für Greifvögel?
Es ist Ausdruck von Freiheit, sie strahlen einen gewissen Stolz aus. Wenn man hautnah mit ihnen zusammen ist, spürt man das. Die Leute sehen sie meistens nur hoch oben kreisen. Es ist eine verborgene Welt, die ich gerne den Leuten zugänglich machen würde. Damit sie die Tiere auch mal Auge-in-Auge sehen.
Sie wollen mit Greifvögeln auch Therapie und Heilpädagogik betreiben, wie funktioniert das?
Beispielsweise in Altersheimen oder auch mit Kindern. Wir hatten schon ADHS-Kinder, die sich sehr gut auf den Vogel einstellen konnten. Über Tiere kann man die Leute anders abholen als über ein Gespräch. Plötzlich merkt man, dass ein Kind eine Stunde lang mit dem Vogel zusammen sein kann, ohne aufs Handy zu schauen.
Sie bieten auch eine Auffangstation für verletzte Tiere. Wie häufig werden verletzte Vögel und Eulen gefunden?
Es besteht ein Bedarf. Das Veterinäramt und das Jagdinspektorat haben unser Projekt gutgeheissen. Die meisten verletzten Vögel werden in der Station Landshut bei Utzenstorf behandelt, die sind häufig an den Grenzen. Unser Ziel ist, dass wir gleichzeitig sechs bis zehn Pflegevögel aufnehmen können. Die Frage ist, ob wir das finanziell hinbringen.
Was soll man machen, wenn man einen verletzten Vogel findet?
Am besten den Wildhüter, uns oder die Tierrettung.ch anrufen. Wichtig ist, nicht zu versuchen, den Vogel selbst zu behändigen.
Für den Bau der Station benötigen Sie 150'000 Franken. Auf Ihrer Website läuft eine Sammlung, 15'000 Franken wurden gespendet, das ist noch ein weiter Weg.
Wir wollen noch grössere Investoren ansprechen und bei Gemeinden nachfragen, ob sie einen Beitrag zur Verfügung stellen. Wir fragen auch für Sachspenden, beispielsweise für Holz oder Beton für das Fundament. Wir benötigen elektrotechnische Elemente wie Kameras. Statt Geld können Firmen auch Sachen sponsoren.
Wir haben die Bank EvK angefragt und Unterstützung zugesagt erhalten. Wir haben ein Gesuch eingegeben beim Lotteriefonds und auch beim Amt für Landwirtschaft und Natur.
Wir sind auch auf Privatpersonen angewiesen, die einen kleinen Betrag spenden. Das können 50 Franken oder mehr sein. Wir haben auf unserer Website eine Fundraising Plattform, man kann über Twint spenden oder einen Einzahlungsschein runterladen.
Haben Sie sich eine Frist gesetzt, bis wann das Geld gesammelt werden soll?
Ideal wäre, wenn wir im nächsten Frühling bauen könnten. Die Baubewilligung ist erteilt, es gab keine Einsprachen.
Warum sollen die Leute das Projekt unterstützen?
Sie können einen aktiven Beitrag an den Natur- und Artenschutz leisten. Und sie können mithelfen die Welt der Greifvögel zu erhalten. Man kann hier Tiere direkt in der Region unterstützen. Es ist vor der Haustüre der Leute.
[i] Mathias Hubacher ist ausgebildeter Jäger und Falkner. Er ist im Vorstand der Schweizerischen Falknervereinigung.
[i] Spenden für die Pflegestation Greifenhof können direkt über die Website Greifenhof.ch getätigt werden. Die Wildstation Greifenhof, Eichholz 53 in Walkringen wird vom Gönnerverein Greifenhof betrieben. Geplant ist eine 20 mal 8 Meter grosse Pflege- und Zuchtstation für Vögel. Sechs bis zehn Pflegevögel sollen Platz haben. Daneben maximal acht Zucht-, Therapie- oder Beizvögel.
Erstellt:
05.09.2022
Geändert: 05.09.2022
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